Licht und Schatten beim Elektrofahrradtest der Stiftung Warentest 2011

Aktuell: Hier der Bericht zum Test im Mai 2013

Mit viel Spannung wurde der Test der „StiWa“ erwartet. Kaum eine Institution genießt hierzulande so großes Vertrauen in puncto Unabhängigkeit und kritischer Grundhaltung wie die Stiftung Warentest. Und gerade weil E-Räder derzeit so boomen, mutmaßt man dass viele Hersteller auch mal etwas auf den Markt bringen, was nicht 100% ausgereift ist. E-Räder/Pedelecs sind derzeit etwas wie der Heilsbringer für die Kassen der Radbranche.

Was wurde getestet?

Nun, vor einer guten Woche war es dann so weit, der streng geheim gehaltene Test wurde veröffentlicht: 12 E-Räder/Pedelecs der Klasse bis 25km/h waren dabei, getestet wurden:

  • Fahreingenschaften (40%),
  • Antriebssystem/Motor(20%),
  • Handhabung (20%), sowie
  • Sicherheit/Haltbarkeit (20%)

Drei Räder erhielten insgesamt die Note „gut“, „befriedigend“ bekamen vier Räder, drei waren „ausreichend“ und zwei wurden mit „mangelhaft“ bewertet (Pegasus E-Tour und Ruhrwerk-E-Bike). Das ist ein ausgesprochen mittelmäßiges Ergebnis.

Große Medienresonanz, Pegasus lernt es scheinbar nicht!

In den Medien wurde der Test lebhaft diskutiert, mit einem eher negativen Grundton: „Kaum Qualität“ schrieb die Berliner „bz“, ein „erschreckendes Ergenbins“ sah der Focus, die FR titelte „E-Bikes mit reichlich Mängeln“. Besonders wichtig für das negative Echo waren die Knackpunkte Rahmenstabilität und Bremsleistung. Beim E-Tour der Marke Pegasus (Vorderradantrieb) brach der Rahmen nach knapp 10.000km in der Nähe der Gabel. Diese Stelle ist bei einem Vorderradmotor besonders belastet, da der Antrieb vorne praktisch „an der Gabel zieht“. Bei Pegasus E-Rädern gab schon im letzten Jahr eine große Rückrufaktion wegen zwei Rahmenbrüchen. Die ZEG (Zweirad-Einkaufsgenossenschaft) ließ 11.000 zurückrufen. Solche Fahrlässigkeiten sind eine Katastrophe! Man kann nur hoffen, dass Pegasus nun genügend Druck bekommt und  entweder aus dem Markt aussteigen oder Rahmen verwenden, die den Anforderungen an ein Fahrrad mit Motor gerecht werden. Es scheint, nämlich dass der Hersteller mit dem beflügelten Namen seine herkömmlichen Fahrradrahmen ungeprüft als E-Radrahmen genommen hat. Ähnliches könnte bei zwei weiteren Rädern der Fall gewesen sein, beim Kalkhoff Pro Connect und beim Prophete Alu Rex Riss der Rahmen am Tretlager. Allerdings erst nach 20.000km, was etwa 4-8 Jahren intensiver Nutzung entspricht.

Mehr Schatten

Negativ fiel außerdem die Bremsleistung der mechanischen Bremsen auf – keine erhielt ein „+“ bei der Bremsleistung, dagegen erreichten alle hydraulischen Bremsen mindestens ein „+“ (3x hydraulische Felgenbremse, 1x hydraulische Scheibennremse). Bei E-Rädern mit Felgenbremse gilt: Wenn mechanisch, dann muss es eine hochwertige sein!

E-Rad ist eben nicht Fahrrad!

Die „Knackpunkte Rahmen und Bremsen“ (SZ) sollte sich die Branche unbedingt vornehmen, im Boom kann man sich solche Ausfälle kurzfristig leisten, auf Dauer sind es nicht vertretbare Mängel am Markt! Beide „Problemzonen“ rühren wohl daher, dass das E-Rad seitens der Hersteller noch nicht ausreichend als neue Fahrzeuggruppe erkannt wird, sondern man mit dem gewohnten „Fahrrad-Alltag“ weiter zu machen versucht.

Praxis relevant: Ladezeiten und Montage

Einen wichtigen Praxisaspekt sehe ich in den Akkuladezeiten. Der Bosch-Akku ist nach 2:15 Minuten voll, der Panasonic benötigt bis zu 9(!) Stunden (BionX lag mit 4h etwa in der Mitte). Für eine Tour ist das natürlich ein erheblicher Unterschied. Eine Stunde gemütlich Kaffee trinken bedeutet bei Bosch knapp 50% einer Akku-Füllung beim Panasonic nicht einmal 20%!

Ein weiterer Punkt der bei den Fahrradtests der Stiftung Warentest immer wieder deutlich wird: Räder werden oft nicht korrekt montiert ausgeliefert. Beleuchtungen wackeln, Bremsen haben Spiel, Lenkerklemmungen rutschen etc. pp.  Dieses Problem liegt m.E. eher bei den Fahrrad-Händlern als bei den Herstellern, denn diese sind für die Montage der Räder zuständig, ein guter Fahrradladen ist da einiges wert!

Dennoch: Schwungvoller Fahrspass!

Durchweg „gut“ oder „befriedigend“ waren die Fahreingenschaften der 12 Räder. Ob mit Gepäck oder ohne- Wendigkeit, Anfahren, Motorunterstützung und Komfort wurden auffallend positiv beurteilt. Das ist es auch was den E-Rad Boom am stärksten bedingt! Es macht einfach Spaß,  eins zu fahren.

Fazit

Alles in allem ist der Test nicht so schlecht, wie ihn die Medien gemacht haben. Zwei Ausreißer waren allerdings dabei, das sollte sich bessern. Außerdem kann es nicht schaden, den großen Fahrspass mit ebensolchem Spaß am zuverlässigem Bremsen abzurunden… In diesem Sinne bietet der Test auch die Chance dazu zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Meines Erachtens wird das Test-Ergebnis die E-Rad Euphorie erst mal nicht bremsen.

 

:akzent E-Rad – der Test

Endlich mal wieder ein Test im E-Rad Hafen. Diese Woche kam es an das schmucke Elektrofahrrad aus dem Hause „feine räder“, das Fahrräder unter dem Label „:akzent“ vertreibt (alle Infos zum Rad in diesem pdf hier). Und im Hafen ist es schon eın paar Runden gefahren.

Das Testrad, Foto www.feinerader.de

Das Rad setzt Akzente vor Allem bei der Ausstattung

Da steht Qualität und Nutzerfreundlichkeit uneingeschränkt im Vordergrund. Allem voran der seit Jahren an abertausenden E-Rädern erprobte Panasonic Mittelmotor, obendrein mit dem extra großen Akku. 468 Watt-Stunden (18Ah, 26V) ist schon eine Basis auf der man bei guter Motorsteuerung und cleverem Fahrstil eine Menge raus holen kann. Ob wir damit die 140km schaffen, die auf der Seite des Akkus stehen, werde ich in der nächsten Zeit berichten.

Für großen Komfort sorgt außerdem der tiefe Durchstieg; absteigen an der Ampel oder aufsteigen bei vollen Satteltaschen werden damit zur entspannten Übung. Die Federung der Gabel und in der Sattelstütze kombiniert mit den breiten Pannen sicheren Reifen reihen sich da ebenso ein, wie die hochwertige Nabenschaltung und die exzellenten hydraulischen Felgenbremsen… Noch was vergessen? Ach ja, Speedlifter Vorbau zum schnellen anpassen an unterschiedliche Fahrsituationen oder Fahrer/innen, Nabendynamo und Festbeleuchtung mit Standlicht hinten dazu ein solider Gepäckträger..

Details am Rad, Foto www.feinerader.de

Ein ausgesprochen komfortables, hochwertiges Rad mit einer guten Reichweite also, einziger Wermutstropfen ist das Gewicht, das dank Federgabel und dem großen Akku doch recht hoch ist. Wer es hoch oder runtertragen muss sollte vll. den Akku abnehmen.

Wir fahren los

Und sind hocherfreut, der Mittelmotor ist kaum hörbar, setzt sehr rasch und harmonisch ein, Nachlaufen ist bei diesem Antrieb ohnehin kein Thema. Flott zieht das Rad bis auf gut 25km/h an und regelt dann langsam die Unterstützung runter, bis man völlig ohne fährt. Der gebogene Lenker und das nicht vorhandene Mittelrohr erzeugen bei mir bei hohen Geschwindigkeiten ein etwas unsicheres Gefühl, obwohlt der Rahmen sehr steif ist. Da habe ich schon ganz andere Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit dem grauseligen Rudi Altig E-Rad beim Extra Energy Test im Frühjahr.

Gleich beim ersten Weg zur Arbeit stelle ich erfreut fest, ich fahre einen guten 20er Schnitt, schaffe die 5km in weniger als einer Viertelstunde. Dabei kommt mein verschlafener Geist gut in Fahrt ohne das ein Tropfen Schweiß fließt. Ob das nun sportlich genug ist oder nicht, sei dahin gestellt. Fest stelle ich auch, dass diverse Radler und Fußgänger beim Überqueren der Straße nicht damit rechnen, dass man auf diesem gemütlichen Rad mit entspanntem Gesicht so schnell unterwegs ist. Jedenfalls muss ich mehrmals abbremsen, um Leute beim Kreuzen der Fahrbahn nicht in die Bredouille zu bringen. Unterschätzen tun einen auch andere Radler die den dezenten Mittelmotor weder hören noch sehen. Das amüsiert das Gemüt am Morgen.

Bisher scheint es ein Rad zu sein, bei dem man sich nicht über Details ärgern muss. Kein Schaumschläger und auch keine Sportskanone: Ein solider Begleiter mit komfortablem Elan.

Was das kostet, und wo es das gibt

Qualität hat in aller Regel ihren Preis, in diesem Falle 2600€. Das ist eine Hausnummer und ich stelle ich fest, dass ich in einer Welt leben möchte, in der statt Abwrackprämien (E)-Fahrräder subventioniert werden. Zu haben sind die Räder in allen „feine räder“– Filialen. Und….

Exklusiv im e-Rad Hafen

Das Rad, das ich derzeit sorgfältig teste kann übrigens auch gekauft werden, und zwar mit fast 25% Rabatt, für 2000€, Garantie und Service würden wie bei allen akzent Rädern über die Filliaen laufen. Also bei Interesse schickt Post an den e-Rad Hafen.

Bericht der Testfahrt

Nach zwei Tagen deutet sich an, was ich vermutet habe, die Reichweite ist erheblich, im Stop and Go der Stadt sind nach 36km gerade mal zwei der fünf Striche verbraucht und normalerweise gewinnt ein Akku nach den ersten Zyklen noch etwas an Kapazität. Mal sehen, ob ich die 100km Marke schaffe.

Nach einer Woche mit zwei Tagen BiekExpo-Pause ist es soweit: der Akku ist leer. Nach 68-Stadtkilometern auf der höchstens Stufe tauchte der letzte Strich auf, der mich dann noch 12km auf niedriger Stufe etwas zurückhaltender nachhause begleitete. Auch bei den nächsten beiden Zyklen schaffe ich in der Stadt gut 60km mit höchster Unterstützung. Das reicht dicke, es könnte für meine Zwecke in der Stadt auch ein kleinerer Akku sein.

Fahren ohne Motor

Zwischendurch hatte ich für einige Wochen mal kein Ladegerät und bin gut 150km ohne Motor gefahren. Auch dann fährt sich das Rad super, die Ballon-Reifen rollen sanft ab und man kommt gut voran…

 

 

 

 

 

Bericht zur BikeExpo 2011 (Teil II, Motoren und neue Räder)

Großes Geläut wurde auf der BikeExpo unter Anderem um das KTM Ignition gemacht, ein High-Tech Downhill Rad. Es hat jede Menge Power das merkt man schon auf dem kurzen Testparcours, aber die Vorteile der ausgefeilten Federung und die wahre Leistungsfähigkeit lassen sich dabei nur erahnen. Ein Rad für extreme Einsätze, in meinem kurzen Video (das schon gestern gepostet wurde) ist es zu sehen.

Clever fand ich etwas, dass mir am Haibike zum ersten Mal aufgefallen: die schöne Lösung für bessere Tretlagerfreiheit. Der Bosch-Motor, der sonst recht nah am Boden sitzt, wird dabei einfach oberhalb der Pedalkurbel montiert (ebenfalls im Video zu sehen).

Was passiert bei den Motoren?

Es gibt Bewegung! Zwei neue Mittelmotoren werden auf den Markt kommen, einer von der Firma TranzX, der allerdings erst auf der Eurobike zu testen sein wird. Ein weiterer der Firma MPF Drive, diesen habe ich in einem Rad von Yoom aus Österreich gefahren. Das Rad war ein Prototyp und auch der Motor wirkte noch nicht perfekt eingestellt. Besonders weil die Unterstützung ungewöhnlich gering und nicht so gleichmäßig wirkte, aber das lässt sich bis zum Beginn der nächsten Saison sicher machen.

Die Räder von TranzX werden 2012 mit einer weiteren Neuheit unterwegs sein: Einer Automatik-Schaltung, die je nach Geschwindigkeit, Neigung der Strecke und Krafteinsatz schaltet. Auf dem Testparcours fuhr es sich bestens! Und, so viel sei verraten, diese Automatik wird nicht die einzigen Überraschung der nächsten Saison sein.

Zwei Neue mit Rücktritt!

Beide gerade genannten Motoren werden optional mit Rücktritt ausgeliefert. Diese technisch anspruchsvolle Kombination wird also scheinbar zur Normalität. Der Impulse Motor, hat diese Kombination als erstes geschafft und war bereits beim ExtraEnergy Test im April dabei. Damals hatte er noch ein paar Aussetzer am Berg die jetzt augenscheinlich nicht mehr vorkommen.

Innerhalb eines guten Jahres hat der Panasonic Antrieb damit jede Menge Konkurrenz bei den Mittelmotoren bekommen. Während der Bosch-Motor in puncto Sensorik überlegen scheint, ist gerade für ältere Menschen die Frage des Rücktritts zentral. Man wird sehen wie Panasonic nach legt, angekündigt ist ein 36V Motor mit veränderter Sensorik, der nicht so stark vom Drehmoment geleitet wird.

Eine weitere Neuigkeit ist der schnelle Bosch-Motor, der bspw. bei Derby verbaut wird, leider konnte ich ihn nicht testen. Aber das wird nachgeholt!

Was machen die Hersteller?

Die Vielfalt an Motoren stellt die Hersteller natürlich vor diverse Entscheidungen- welche Motoren sind die richtigen? Die Marktführer Derby und Biketech (Flyer) gehen dabei genau gegensätzlich vor: Derby verbaut die Mittelmotoren Impulse, Panasonic und Bosch, den BionX Heckmotor und den Groove Vorderradler, fünf Motoren, fünf Akku Systeme.

Flyer (Biketech) dagegen setzt ausschließlich auf Panasonic und dabei wird es laut Thomas Hummel (Vertriebsleiter Deutschland) auch bleiben. Auch wenn Panasonic einen Motor mit 36V technik und weniger Drehmoment abhängiger Sensorik rausbringt, macht das natürlich etwas unflexibler. Der schweizer E-Rad Spezialist steckt seine Energie dafür verstärkt in die Varianbilät der Flotte; vom Cargo Bike, über das kompakte i-sy und das Flyer Faltrad , da ist für jeden was dabei. Auch beim Erschließen des Tourismusmarkts ist Flyer sehr aktiv, so kooperieren die movelo -Regionen in Deutschland exklusiv mit Biketech.

Weiterer Bericht zur BikeExpo

Bericht von der Bike Expo 2011

Lange habe ich hin und her überlegt, ob sich die Reise nach München lohnt, jetzt kann ich sagen: Ja. Die BikeExpo, die kleinere der beiden Herbstmessen der Fahrradbranche war die Reise wert.

Besonders der Freitag war sehr ruhig und man konnte plaudern und sich alles in Ruhe anschauen. Sogar am heutigen Publikumstag (Samstag) war es nicht zu voll. Einiges war dabei im Bereich E-Räder los. Sie waren überall und man hätte die Messe gut BikeElektro statt BikeExpo nennen können. Mitten drin der Parcours von ExtraEnergy bei dem auch die Testräder vom April mit den Ergebnissen ausgestellt waren (sie hängen in der Mitte des Parcours wie man im Video erahnen kann). Als Testfahrer fand ich das besonders interessant.

Viel neues gab es zu sehen, besonders bei den Akkus und Motoren.

Die Akkus

Sie werden immer leistungsstärker, das heißt man kann mit gleich großen Akkus weiter fahren. Besonders auffällig ist das beim Impulse Antrieb von Kalkhoff, mit 15Ah bei 36Volt liefern die Akkus volle 540 Wattstunden und das mit dem Gehäuse des alten Akkus. Ob das auch sicher ist, wird derzeit im BATSO-Test untersucht. Denn letztlich bedeutet mehr Kapazität bei gleichem Volumen immer mehr Potential für Hitzeentwicklung, die dann unter Umständen zu Explosionen oder Bränden führen kann.

Reichweite bald kein Thema mehr?

Ähnlich viel Kapazität haben mittlerweile auch die Akkus des Panasonic-Antriebs, sie sind aber um einiges schwerer und voluminöser. Es scheint, dass damit das Problem „Reichweite“ langsam der Vergangenheit angehört- Kapazitäten um 500Wh bedeuten, dass Reichweiten über 100km keine Seltenheit mehr sein werden. In Zukunft wird die Frage eher sein: Wie viel Reichweite brauche ich? Denn zu große Akkus sind schwer und teuer – da kann weniger schon mal mehr sein.

Problem Lebensdauer

Unzufrieden sind einige Experten dagegen mit der Lebensdauer der Akkus. Hannes Neupert von ExtraEnergy wies in einem Vortrag darauf hin, dass Toyota für LKW Lithium Akkus baut und darauf 15 Jahre Garantie gibt. Statt der 4-5 Jahre seien auch im E-Rad Bereich 8 Jahre gut machbar. „Aber das Geschäft mit dem Verkauf von Ersatzakkus ist für die Hersteller zu attraktiv, es ist ökonomisch ideal für Hersteller, wenn Akkus bald nach Ende der Garantie kaputt gehen“. Ein klassischer Fehlanreiz also, Marktversagen nennt man das in der Volkswirtschaftslehre.

Um dem Problem bei zu kommen, schlug Neupert vor, Akkus sollen nur noch als Leihware abgenommen werden – der Vorteil wäre dann, dass der Hersteller großes Interesse hat, dass die Akkus lange halten. So oder so, bei der Lebensdauer ist noch viel Luft nach oben. Und sie sollte genutzt werden, denn wie im Hafen bereits dargestellt, sollte mit Lithium sparsam umgegangen werden.

 

Tour de Sahara – Solarstrom für E-Räder

Schwachstellen sind ja auch immer ein bisschen Herausforderungen und so haben E-Räder/Pedelecs aus meiner Sicht derer zwei zentrale vor der Nase: Stromproduktion und Akku.

Akkus

Geht es um die Akkus kommt einiges auf die Hersteller zu, denn die Verkaufszahlen der letzten Zahlen ziehen einen mächtigen Rattenschwanz an Recycling-Problemem hinter sich der erst in einigen Jahren so richtig zum Tragen kommt – hunderttausende unvollständig entladene Akkus, das wird wohl kompliziert. Aber es soll heute nicht Thema sein.

Stromproduktion

Reden wir vom Strom. Eine gute Option ist zusätzlich produzierter Ökostrom vom eigenen Stromanbieter zu beziehen. Noch direkter ist es, wenn man seinen Strom gleich selbst produziert. Zum Beispiel mit einer kleinen Solar-Anlage. Das so etwas sogar mobil möglich ist, haben zwei Pioniere der E-Rad-Szene in Deutschland in einem ziemlich interessanten Projekt gezeigt:

Die „Tour de Sahara“

Sebastian mit seinem Snaky Bike und Solaranhänger auf der Challenge Bibendum, Foto: e-Rad Hafen

Ausgestattet mit zwei schnellen e-Mountain Bikes (Prototpen des Snaky Bikes), mit einem kräftigen 250W/40Nm Hinterradnebenmotor von GOSwissDrive sind die beiden diesen Februar über 1000km durch Marrokos Wüste gefahren. Immer in Begleitung eines Solar-Anhängers, der zusätzliche Akkus während der Fahrt auflud.

Ein Härtetest für die neuen Räder und für die Solaranhänger. Beide hielten gut stand, wie man im super dokumentierten Blog zu Tour lesen kann.

Beim Tag der offenen Tür bei ExtraEnergy habe ich Sebastian und Susi getroffen und ein Interview über ihre Tour geführt:

Klingt nach einer ziemlich spannenden e-Radtour! Vielleicht fährt der Hafen ja auch mal bei sowas mit 😉

Und was heißt das für die Praxis?

Auch wenn die Anhänger schwer waren und der Solarstrom nicht 100% der genutzten Energie geliefert hat, zeigt die Tour de Sahara was schon geht und wo es noch besser werden kann (und wird!). Wenn E-Räder in Zukunft z.B. durch bessere Motorsteuerung noch effizienter werden, Solarzellen höhere Wirkungsgrade erreichen, Akkus und Ladetechnik weiter verbessert werden, dann werden solare „Range Extender“ (also solare Reichweiten-Erhöher) für e-Räder auch im Alltag attraktiv. Mit flexiblen Ladegeräten wie dem mVelo und faltbaren oder flexiblen Solarzellen auf Radtaschen oder Rucksack könnte man die Reichweite eines e-Rads ohne Weiteres um einige Prozent erhöhen, bei längeren Pausen auch mehr.

 

Challenge Bibendum Tag 2

Schon beim Ankommen habe ich mich heute mal wieder über eine Anwendung von e-Rädern gefreut, die nicht so bekannt ist: Velotaxis mit Elektroantrieb (siehe Bilder in de Galerie unten), die auf der Challenge Bibendum als kostenlose Shuttle zur  Verfügung standen. Ausgestattet mit einem Vorderradantrieb, der vor allem beim Anfahren und am Berg hilft, wie mir die Fahrer erklärten. Da die Räder ohne Insassen bereits deutlich über 100kg wiegen, sei es ohne Motor wirklich anstrengend zu fahren. Durch das Dach sind Insassen relativ Regen geschützt, wenn der Wind stärker wird müsste allerdings an den Seiten noch etwas mehr Schutz hin. Die Räder fahren in etwa 20 km/h, je nach Einstellung hört dann der Motor auf. Mit einer Akkuladung könne man ca. 40km fahren, erzählten die Taxistas weiter. Neben den e-Taxis gab es dann auch noch dasselbe Rad mit einer mobilen Suppenküche von bester Qualität darauf, hier Infos dazu.

Konkurrenz fürs Twike?

Drinnen angekommen habe ich mir das SAM von elemo mal genauer angeschaut. Preismäßig landet es bei ähnlich viel wie ein Twike, ist aber etwas geräumiger und vom Design ein bisschen verspielter (geradezu Spielzeug ähnlich). Hinten kann eine Person bequem sitzen, ich habe es probiert. Das SAM fährt auch 95km/h, ist also diesbezüglich eher ein Auto, auch das Gewicht ist mit 500kg geht in diese Richtung. Was den Verbrauch betrifft, kommt es auf etwa 8kWh pro 100km und eine Nennleistung von 12kW, die Akkus haben eine Kapazität von 7kWh. Das ist schon gut acht mal so viel Verbrauch wie bei einem Elektrofahrrad und mit dem mittleren Strommix in Deutschland landet man bei Emissionen von ungefähr 40g pro Kilometer. Bei so hohem Stromverbrauch ist es dann ganz entscheidend, zusätzlichen Ökostrom zu verwenden. Sonst ist die CO2 Ersparnis gegenüber normalen Autos meiner Meinung nach zu gering (unter 100g pro Kilometer ist ja keine Seltenheit mehr).

Hase Klimax

Richtig Spass hatte ich dann mit einem schnellen Elektrotrike von Hase. Mit einem kräftigen Vorderradantrieb und Regelung über einen Drehgriff braucht man zwar ein Versicherungskennzeichen, das Teil fährt sich allerdings auch wirklich großartig rasant (aber auch die reguläre 25km/h Version ist super). Interessant am Klimax ist, dass es für Menschen mit Rücken-Problemem sehr gut geeignet ist, da man sehr bequem sitzt. Das Treten nach vorne ist zudem Kräfte-mäßig ideal. Zusätzlich gibt es das Rad noch mit einem Regenschutz. Mal wieder ein Beweis, dass e-Räder sehr flexibel sind!

Solaranhänger

Darauf war ich schon die ganze Zeit gespannt, der Solaranhänger mit dem zwei e-Rad Freaks durch die Sahara geradelt sind, hier der Blog dazu. Ein Foto ist in der Galerie, ich werde dem Thema aber mal einen eigenen Eintrag widmen.

Hier die Bilder des Tages:

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Motoren*-Geflüster

Ein großer Vorteil der Tage beim ExtraEnergy Test war, dass ich sehr unterschiedliche Motoren ausprobieren konnte. Vorab: es gibt eine Menge Neues und das will ich hier noch mal etwas auswerten.

Vorderrad-Motoren

Von den Vorderrad-Motoren war ich positiv überrascht, meine bisherige Erfahrung war eher negativ. Im Test fuhren dann eine Reihe „Frontler“ mit und ich hatte meinen Spaß dabei. Manche waren sehr kräftig, manche waren dafür gleichmäßiger. Die optimale Mischung traf allerdings keiner.

Die Motoren von Bafang unterstützen sehr stark, Anstiege sind damit kein Problem. Positv ist auch, dass der Motor recht direkt aufs pedalieren reagiert. allerdings läuft der Motor etwas nach (nachlaufen heißt, wenn man aufhört zu treten, schiebt der Motor noch nach). Das Anfahren kommt dann aber etwas ruckartig, genauso wie das Abbrechen der Unterstützung eher plötzlich kommt.

Anders der Ansmann-Antrieb, bei dem man ein sehr gutes Fahrgefühl hat, der Antrieb kommt recht harmonisch in Gang und hörte sehr sanft auf zu unterstützen. Insgesamt waren er in den verbauten Rädern aber eher etwas zu schwach.

Vom neuen TransX Antrieb hatte ich mir etwas mehr erhofft; trotz der Sensorik mit Drehmoment und Trittfrequenzsensor, war das Fahrgefühl auf dem Testrad nicht gut. Ruckweise und ein bisschen unberechenbar, auch Ansprechen und Nachlaufen des Motors dauern etwas zu lang. TransX und auch BAFANG sind recht laut.

Neben diesen bekannteren Motoren hatten wir noch zwei eher preisgünstigere Räder mit Frontantrieb im Test, das eine war ganz schwach, das andere, ein Dicsounter-Rad, fuhr sich erstaunlich angenehm.

Generell fand ich, wie gesagt, die Front-Motoren nicht so schlecht. Allerdings sind die Vorderräder schwerer und das hat negative Auswirkungen aufs Lenken. Die Lenkung wird etwas träge, das stört mich persönlich beim Fahren, mag aber sein, dass andere das nicht störend finden.

Mittelmotoren

Die Panasonic Motoren sind sehr solide. Sie unterstützen in der Ebene toll. Wenn es bergauf geht lässt die Unterstützung öfters deutlich nach. Es ist sehr auffällig, dass der Motor dann am meisten unterstützt, wenn man langsam in einem schweren Gang tritt. Wenn es bergauf geht, fand ich das bei einigen Testrädern etwas unangenehm, besonders wenn ich mal schneller in die Pedale trat. Dann wurde die Unterstützung deutlich schwächer. Den anderen Testfahrer_innen ging es ähnlich.

Der Grund ist, dass der Motor beim  Panasonic bei einer bestimmten Trittfrequenz abbricht und generell sehr stark auf das Drehmoment reagiert. Man bekommt also mehr Unterstützung wenn man in schweren Gängen langsam tritt, das geht am Berg nicht immer so gut.

Beim Panasonic Motor gibt es zwischen den Modellen größere Unterschiede, da die E-Rad Hersteller die Konfiguration mit beeinflussen können.

Der Bosch Motor unterstützt dafür gleichmäßiger, relativ unabhängig davon ob man einen schweren Gang mit langsamer Trittfrequenz oder einen leichten Gang mit hoher fährt. Er ist am Berg ausgesprochen kräftig.
Ansonsten ist der Bosch-Motor ähnlich laut wie der von Panasonic, vielleicht sogar lauter, dazu kommt das permanente leichte Ruckeln in der Pedale, was allerdings nicht wirklich störend ist.
Ich schätze den Bosch-Antrieb als insgesamt effizienter ein, die Reichweite bei den Testfahrten erschien mir recht hoch.

Beide Mittelmotoren reagieren sehr direkt aufs Pedal und laufen nicht nach.

Insgesamt bin ich gespannt, ob und wie Panasonic auf die Herausforderung von Bosch reagiert. Gut möglich, dass da noch einer drauf gesetzt wird. Ebenfalls gespannt bin ich auf den Daum Mittelmotor in den Rädern von Derby.

Heckantriebe

Die Hinterradantriebe waren alle von BionX, sehr kräftig, schnell bei 25km/h. Sehr kraftvolles Fahren, allerdings auch mit relativ hohem Energieverbrauch. Auch der BionX reagiert sehr direkt aufs Pedalieren.

Insgesatm ist mein Eindruck, dass die neuen Mittelmotoren von Bosch und Daum viel Dynamik in den Markt bringen werden. Panasonic wird sicher etwas tun. Bei den Vorderradantrieben gibt es eine große Vielfalt einen wirklich sehr guten Motor habe ich bis jetzt aber noch nicht gefunden. Beim Heckantrieb hat BionX die Nase vorn bekommt allerdings mit Sicherheit in Zukunft wieder mehr Konkurrenz… eine Alternative werde ich hier in der nächsten zeit besprechen.

*Bitte beachtet, dass mein Eindruck von den Motoren immer auch mit den Testrädern zusammenhing, also auch mit dem konkreten Controller der Motorsteuerung etc. In diesem Sinne kann es durchaus sein, dass ein bestimmter Motor in einem anderen Pedelec/E-Rad besser oder auch schlechter funktioniert.

ByeBye Elektroräder, Pedelecs und Downtown Tanna!

Die Sonne brennt in Thüringen, die letzten Runden sind gefahren. Peu a peu verabschieden sich die Testfahrer_innen, ich werde heute Abend in Richtung Frankenjura aufbrechen. Zum Klettern. Über Ostern keine E-Räder!

Was soll man sagen, zum ByeBye

…schön wars in dieser sympathischen Metropole Tanna, wo Menschen sich noch Grüßen und man stets einen guten Kuchen zu schätzen weiß… wo man auf der Teststrecke nie Vorfahrt gewähren muss weil nie ein Auto kommt, wo man allerdings einen ordentlichen Espresso nur mit guter Spürnase finden kann… Ciao Tanna Du wirst mir in guter Erinnerung sein!

Zum Abschluss ein kurzes Statement zu den Rädern im Test von Burkhart einem der Testfahrer, der gerade losgefahren ist. Dazu eine Fotoserie von ihm auf seinem Lieblingslastenrad, dem nihola.

Hier die Fotos 😉

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Also dann bis bald, ich mache jetzt erst mal ein paar Tage Ferien und dann kommt noch ein bisschen mehr Auswertung des ExtraEnergy Tests.