Licht und Schatten beim Elektrofahrradtest der Stiftung Warentest 2011

Aktuell: Hier der Bericht zum Test im Mai 2013

Mit viel Spannung wurde der Test der „StiWa“ erwartet. Kaum eine Institution genießt hierzulande so großes Vertrauen in puncto Unabhängigkeit und kritischer Grundhaltung wie die Stiftung Warentest. Und gerade weil E-Räder derzeit so boomen, mutmaßt man dass viele Hersteller auch mal etwas auf den Markt bringen, was nicht 100% ausgereift ist. E-Räder/Pedelecs sind derzeit etwas wie der Heilsbringer für die Kassen der Radbranche.

Was wurde getestet?

Nun, vor einer guten Woche war es dann so weit, der streng geheim gehaltene Test wurde veröffentlicht: 12 E-Räder/Pedelecs der Klasse bis 25km/h waren dabei, getestet wurden:

  • Fahreingenschaften (40%),
  • Antriebssystem/Motor(20%),
  • Handhabung (20%), sowie
  • Sicherheit/Haltbarkeit (20%)

Drei Räder erhielten insgesamt die Note „gut“, „befriedigend“ bekamen vier Räder, drei waren „ausreichend“ und zwei wurden mit „mangelhaft“ bewertet (Pegasus E-Tour und Ruhrwerk-E-Bike). Das ist ein ausgesprochen mittelmäßiges Ergebnis.

Große Medienresonanz, Pegasus lernt es scheinbar nicht!

In den Medien wurde der Test lebhaft diskutiert, mit einem eher negativen Grundton: „Kaum Qualität“ schrieb die Berliner „bz“, ein „erschreckendes Ergenbins“ sah der Focus, die FR titelte „E-Bikes mit reichlich Mängeln“. Besonders wichtig für das negative Echo waren die Knackpunkte Rahmenstabilität und Bremsleistung. Beim E-Tour der Marke Pegasus (Vorderradantrieb) brach der Rahmen nach knapp 10.000km in der Nähe der Gabel. Diese Stelle ist bei einem Vorderradmotor besonders belastet, da der Antrieb vorne praktisch „an der Gabel zieht“. Bei Pegasus E-Rädern gab schon im letzten Jahr eine große Rückrufaktion wegen zwei Rahmenbrüchen. Die ZEG (Zweirad-Einkaufsgenossenschaft) ließ 11.000 zurückrufen. Solche Fahrlässigkeiten sind eine Katastrophe! Man kann nur hoffen, dass Pegasus nun genügend Druck bekommt und  entweder aus dem Markt aussteigen oder Rahmen verwenden, die den Anforderungen an ein Fahrrad mit Motor gerecht werden. Es scheint, nämlich dass der Hersteller mit dem beflügelten Namen seine herkömmlichen Fahrradrahmen ungeprüft als E-Radrahmen genommen hat. Ähnliches könnte bei zwei weiteren Rädern der Fall gewesen sein, beim Kalkhoff Pro Connect und beim Prophete Alu Rex Riss der Rahmen am Tretlager. Allerdings erst nach 20.000km, was etwa 4-8 Jahren intensiver Nutzung entspricht.

Mehr Schatten

Negativ fiel außerdem die Bremsleistung der mechanischen Bremsen auf – keine erhielt ein „+“ bei der Bremsleistung, dagegen erreichten alle hydraulischen Bremsen mindestens ein „+“ (3x hydraulische Felgenbremse, 1x hydraulische Scheibennremse). Bei E-Rädern mit Felgenbremse gilt: Wenn mechanisch, dann muss es eine hochwertige sein!

E-Rad ist eben nicht Fahrrad!

Die „Knackpunkte Rahmen und Bremsen“ (SZ) sollte sich die Branche unbedingt vornehmen, im Boom kann man sich solche Ausfälle kurzfristig leisten, auf Dauer sind es nicht vertretbare Mängel am Markt! Beide „Problemzonen“ rühren wohl daher, dass das E-Rad seitens der Hersteller noch nicht ausreichend als neue Fahrzeuggruppe erkannt wird, sondern man mit dem gewohnten „Fahrrad-Alltag“ weiter zu machen versucht.

Praxis relevant: Ladezeiten und Montage

Einen wichtigen Praxisaspekt sehe ich in den Akkuladezeiten. Der Bosch-Akku ist nach 2:15 Minuten voll, der Panasonic benötigt bis zu 9(!) Stunden (BionX lag mit 4h etwa in der Mitte). Für eine Tour ist das natürlich ein erheblicher Unterschied. Eine Stunde gemütlich Kaffee trinken bedeutet bei Bosch knapp 50% einer Akku-Füllung beim Panasonic nicht einmal 20%!

Ein weiterer Punkt der bei den Fahrradtests der Stiftung Warentest immer wieder deutlich wird: Räder werden oft nicht korrekt montiert ausgeliefert. Beleuchtungen wackeln, Bremsen haben Spiel, Lenkerklemmungen rutschen etc. pp.  Dieses Problem liegt m.E. eher bei den Fahrrad-Händlern als bei den Herstellern, denn diese sind für die Montage der Räder zuständig, ein guter Fahrradladen ist da einiges wert!

Dennoch: Schwungvoller Fahrspass!

Durchweg „gut“ oder „befriedigend“ waren die Fahreingenschaften der 12 Räder. Ob mit Gepäck oder ohne- Wendigkeit, Anfahren, Motorunterstützung und Komfort wurden auffallend positiv beurteilt. Das ist es auch was den E-Rad Boom am stärksten bedingt! Es macht einfach Spaß,  eins zu fahren.

Fazit

Alles in allem ist der Test nicht so schlecht, wie ihn die Medien gemacht haben. Zwei Ausreißer waren allerdings dabei, das sollte sich bessern. Außerdem kann es nicht schaden, den großen Fahrspass mit ebensolchem Spaß am zuverlässigem Bremsen abzurunden… In diesem Sinne bietet der Test auch die Chance dazu zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Meines Erachtens wird das Test-Ergebnis die E-Rad Euphorie erst mal nicht bremsen.