Welches Antriebskonzept für E-Räder (Pedelecs) ist das beste?

Es gibt für Elektroräder drei gängige „Antriebskonzepte“, die sich darin unterscheiden, wo der Elektromotor untergebracht ist: Vorderradantrieb, Hinterradantrieb und Mittelmotor (der Motor sitzt mittig an der Kurbel).

Keine der drei Varianten ist eindeutig die beste. Alle haben Vor- und Nachteile. Wichtige Unterscheidungen sind, dass der Vorderradantrieb sich problemlos mit einer Rücktrittbremse kombinieren lässt. Es gibt aber auch Mittelmotoren, die eine Rücktrittbremse zulassen. Wer also unbedingt eine Rücktrittbremse möchte, ist bei der Wahl des Antriebs festgelegt – entweder ein Vorderradantrieb, oder ein Rad mit Mittelmotor der sich mit einer Rücktrittbremse kombinieren lässt.

Der Vorderradantrieb lässt sich auch mit allen Schaltungen kombinieren. Da Vorderradantriebe am leichtesten zu verbauen sind, sind die einfachsten E-Räder häufig damit ausgestattet. Mehr zu Frontantrieben:

Ein Hinterradantrieb kann in aller Regel nur mit einer Kettenschaltung, kombiniert werden (Hinterradantriebe sind häufig recht kräftig und arbeiten gleichmäßig), von BionX gab es eine Weile einen Antrieb mit einer im Motor integrierten drei-Gang Nabe, bspw. verbaut bei GRACE. Aie wird aber heute nicht mehr verwendet. Denkbar ist auch die Kombination mit einer Tretlagerschaltung wie der Pinion. Ein Vorteil des Heckantriebs ist, dass im Vorderrad ein Nabendynamo verbaut werden kann. Ein Rücktritt ist bisher nicht möglich. Mehr zu Heckantrieben:

Mittelmotoren sind aufwendiger, da sie einen speziellen Rahmen benötigen, die Aufnahme für den Motor muss bei den gängigsten Herstellern in der Nähe des Tretlagers vorgesehen sein. Ausnahme sind Antriebe, die auf die Tretlagerachse aufgesteckt werden (etwa Binova oder einige Nachrüstantriebe, wie der Sunstar). Deshalb sind Mittelmotoren in den unteren Preislagen selten vertreten. Ein Mittelmotor lässt sich mit allen gängigen Schaltungen außer Tretlagerschaltungen wie Pinion und einem Nabendynamo im Vorderrad verbauen (näheres auch unter Tipps zum Kauf hier).

Weitere Infos:

Unabhängig von der Art des Antriebs kommt es vor allem darauf an, wie harmonisch und direkt die Steuerung des Motors geregelt ist. Das hängt von der Sensorik mit der die Pedal-Bewegung registriert wird ab: Je direkter die Sensorik auf das Treten reagiert, desto weniger Verzögerung hat der Antrieb. Wichtig ist auch die Programmierung des Controllers, der die Motorsteuerung übernimmt. Ein gleichmäßig gesteuerter Motor fährt sich angenehmer, als einer, der ruckartig unterstützt und abbricht.

Sensorik und Controller-Steuerung sind Qualitätsmerkmale, die man am besten durch Probefahrten testet. Also vor dem Kauf unbedingt mehrere E-Räder, am besten mit unterschiedlichen Antrieben testen!

Mehr zur Sensorik von E-Rädern: Welcher Sensor ist der beste?

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7 comments

  1. Wer sich mit e-Antrieb mehr beschäftigt weiß, das ein Radnabenmotor keine Getriebeunterstützung brauchen ( siehe e-Autos).

  2. Guten Tag. Bei ihren Bericht zum Heckmotor möchte ich mal darauf hinweisen, das es technisch wie praktisch durchaus möglich ist eine Rücktritt Bremse bei Kettenschaltung zu verbauen. Meine Frau und ich fahren beide ein solches Modell seit Jahren, ohne Probleme. Damaliger Hersteller Hercules. Sicherlich nicht unbedingt so gewohnt Kette hat mehr Dehnung durch den Umwerfer damit nicht jedermanns Sache. Aber problemlos Möglich.

  3. Die Behauptung, dass nur im Mittelbetrieb die Schaltung benutzt wird stimmt definitiv nicht . Bei einem Hinterradantrieb kann eine Kettenschaltung mit genutzt werden. Dies ist bei steilen Berfahrten von Vorteil da man in den kleinen Gängen diese Steigungen besser überwinden kann.

    1. Hallo cacher,
      vielleicht hast du den Punkt nicht ganz verstanden; der Mittelmotor „profitiert“ von der Schaltung, ist ein leichter Gang gewählt, braucht auch der Motor weniger Kraft, in einem schweren Gang, bedeutet auch eine Umdrehung des Mittelmotors mehr Vortrieb.
      Bei einem Heckantrieb ist eine Motorumdrehung immer fix mit einer bestimmten Umdrehung am Rad verbunden, der Motor „merkt“ sozusagen gar nicht, dass geschaltet wird. Im Resultat steigt besonders bei langsamen Geschwindigkeiten und hoher Last, etwa beim bergauf fahren der Stromverbrauch stark an, der Motor wird dann unter Umständen auch heiß.
      Mittelmotoren sind da ewas effizienter.
      Viele Grüße
      e-Rad Hafen

  4. Hallo, mir hat ein Fahrradhändler erzählt das in Zukunft keine Fahrräder mit Heckmotor
    gebaut werden. Stimmt das? Ich sehe auch meistens Fahrräder mit Mittelmotor im Umlauf.
    Gruss Helmut Plücker

  5. Für mich fehlt ein entschiedener Hinweis von Vorderrad zu Mittel- und Hinterradmotor.
    Beim Vorderradmotor geht die Motorleistung nicht über die Schaltung auf die Straße.

    Praktisch bedeutet dass unter anderem, das bei Steigungen eine Mindestgeschwindigkeit gefahren werden muss, das der Motor noch ein akzeptables Drehmoment hat, also Kraft aus die Straße bringt. Bei geringer werdender Geschwindigkeit stirbt die Motorleistung schnell ab.

    Fahre selbst nur im flachen Gelände, Brückenauffahren sind in der Regel stärksten Steigungen.
    Habe seit 6/2010 ein ALDI Pedelec mit Shimano Vorderradmotor, 36V, 10Ah Lithium-Ionen-Polymer-Akku. Bind sehr zufrieden damit.
    Jetzt nach über 4 Jahren lässt der Akku merklich nach. Wenn es jetzt kälter wird, werde ich die Akkuzellen austauschen.

    1. Der Hinweis ist korrekt – aber er gilt ebenso für den Heckantrieb. Andersherum: Der Mittelmotor ist der einzige, der das Getriebe/die Schaltung mitnutzt und daher hat er Effizienzvorteile, besonders bei großer Last und geringen Geschwindigkeiten (z.B. bergan mit Gepäck oder Anhänger)

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