ECF-Studie: Elektroräder und Klimawirksamkeit

In der Studie „Cycle more Often 2 cool down the planet! -Quantifying CO2 savings of Cycling“ der European Cyclist Foundation, die letzte Woche veröffentlicht wurde, werden die CO2-Emissionen verschiedener Verkehrsmittel pro Kilometer berechnet.

Das haben schon viele andere getan, allerdings nicht für Fahrräder. Denn da scheinen die Emissionen ja erst mal Null zu sein. Wenn man allerdings wie die ECF die Produktion des Rads und den Kraftstoffverbrauch sowie die -produktion (beim Rad den zusätzlichen Nahrungsbedarf der Fahrenden) berücksichtigt, wird es komplizierter. Eine solche Lebenszyklus-Analyse* ist aber gleichzeitig wesentlich aussagekräftiger als eine reine Betrachtung des Betriebs. Besonders spannend ist die Studie, weil sie das Ganze auch noch für E-Räder und Autos durchrechnet.

13 mal besser als Pkw, (e)-Radfahren schont das Klima! Foto: ECF

Fahrrad

Für ein Rad, das 8 Jahre lang 2400km pro Jahr gefahren wird (gesamt also 19.200km) fallen laut Studie durchschnittlich 5gCO2/km für Produktion und Erhalt an. Die Studie geht davon aus, dass der menschliche Energieverbrauch durch die Anstrengung ansteigt. Daher kommen ca. 16gCO2/km für die Produktion des zusätzlichem Essen für den Fahrenden dazu (diese Annahme orientiert sich am EU-Schnitt der Nahrungsproduktion pro Kalorie, im Einzelfall hängt das sehr stark von der Menge tierischer Produkte in der Nahrung ab). Gesamt Fahrrad: 21gCO2/km (Personenkilometer).

E-Rad/Pedelec

Beim e-Rad  (gleiche Lebensdauer) sind die Werte zunächst höher, die Studie setzt 7gCO2/km für Produktion und Erhalt an, vor allem Akku und Motor erhöhen die Werte. Dazu kommen 9gCO2/km für den Energieverbrauch (dieser Wert hängt stark von der Menge Kohle im Strommix ab). Da der Fahrende insgesamt deutlich weniger Energie verbraucht als beim normalen Fahrrad, fallen allerdings lediglich 6gCO2/km für die Essensproduktion an. Gesamt E-Rad 22gCO2/km (Personenkilometer)

Auto

Für Autos wird eine Lebensdauer von 160.000km angenommen. Bei der Produktion eines  im Schnitt 1200kg schweren Autos fallen etwa 42gCO2/km an. Die Studie geht von einer Auslastung von im Schnitt 1,57 Personen pro Auto aus, bei Pendlern 1,16. Der Streckenmix wird mit 70% Stadt, 20% Landstraße und 5% Autobahn angenommen. Damit kommen ca. 229gCO2/km für die Produktion und das Verbrennen des Kraftstoffes dazu (das variert etwas je nach Kraftstoff). Gesamt Auto: 271gCO2/km (Personenkilometer)

Fazit E-Räder und Fahrräder jeweils etwa zehnmal sparsamer als Autos

Das Ergebnis der Studie legt also nahe, dass die Emissionen pro Personenkilometer um etwa Faktor 13 kleiner sind, wenn statt dem Auto das Fahrrad genommen wird (wer die eigenen Einsparpotentiale mal durchrechnen will, kann mit etwas Anpassung diese Zahlen in den e-Rad Hafen Klimarechner eingeben). Entgegen vieler Einschätzungen ist dieser Wert auch mit dem Elektrofahrrad sehr ähnlich (siehe bspw. meinen Gastbeitrag im Blog der Radspannerei).

Die Emissionen für Bau und Erhalt und Bau der Pkw-Straßeninfrastruktur würde diese Werte wohl noch wesentlich deutlicher pro (e)-Fahrrad ausschlagen lassen.

Wenn die EU und ihre Mitgliederstaaten also etwas fürs Klima tun wollen, dann kann das nur heißen:

Fördert den Radverkehr, wo immer es möglich ist!

Menschen gehören für Kurzstrecken aufs (e)-Fahrrad und das wird nur passieren, wenn die Politik aufhört, nach der Pfeife der Autoindustrie zu tanzen und parallel den Radverkehr vor sich hindümpeln lässt.

Die ECF kommt außerdem zu der Einschätzung, dass 12-26% der bis 2050 in der EU nötigen CO2-Einsparungen im Transportsektor erreicht werden könnten, wenn alle so viel radeln würden wie Däninnen und Dänen bereits heute (mehr dazu auch beim BikeBlogBerlin).

* Infrastruktur und Entsorgung/Recycling wurden nicht betrachtet.

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6 comments

  1. Hallo,
    ganz interessant fände ich, wenn jemand noch den Öffentlichen Nahverkehr mit in den Vergleich einbringen würde. Für mich hier in der Großstadt heißt es nicht „Auto oder Fahrrad“, sondern „ÖPNV oder Fahrrad“. Und ich gehe mal davon aus, dass der ÖPNV eine bessere CO2-Bilanz hat, als das Auto, und hoffe, das der Abstand zum Fahrrad immer noch groß ist.
    Kennt jemand da irgendwelche Zahlen?

    Michael aus Berlin

  2. Lieber Uwe Scheibler,
    diese Kritik finde ich berechtigt. Ich denke, man wird notwendigerweise ungenau, wenn man die Ernährungsbilnaz der Menschen mit einbezieht.
    Man findet sicher Fälle auf die das, was die Studie annimmt, zutrifft, aber es gibt viele Menschen die am Steuer (im Auto) eine Packung Erdnüsse verdrücken während man auf dem (E)-Rad wenigstens keine Hand zum Futtern frei hat 😉
    Die Studie macht einen wichtigen Schritt: sie betrachtet die Produktion mit. Das ist nicht so häufig der Fall. Und man sieht: Ein E-Rad ist um Längen besser als ein Auto, und es ist auch um Längen besser als ein Mofa oder Ählnliches (1 Liter Benzin sind gut zwei Kilo Co2, ein Mofa mit 2 Liter Verbrauch hat also schon mal allein daadurch 40g Co2 pro km raus).
    Und wenn man überlegt, dass die 9gr/km für den Strom hoch angesetzt sind (es müssten eher 6g sein, bei zusätzlichem Ökostrom wäre es noch deutlich weniger) , dann wird auch klar: Die Entwicklung bei den E-Rädern ist aus Klimasicht ziemlich sicher eine positve, da müssten schon ca. 95% der Fahrten vom Fuss- oder Radverkehr kommen und darauf weist nichts hin, im Gegenteil.
    Aus Lärm, Verkehrssicherheit, Platz usw. usf. ist die Entwicklung sowieso positiv.
    Beste Grüße
    e-Rad Hafen

  3. Liebe Leute,

    der Vergleich zwischen Fahrrad und E-Rad hinkt gewaltig!

    Im Durchschnitt essen Mitteleuropäer schon lange wesentlich mehr, als sie für physische Leistungen benötigen. Ernährungsphysiologische Studien zeigen eher, dass Personen mit höherer Bewegungsleistung tendenziell weniger und gesünder essen als als Personen ohne Bewegung. Deshalb ist es methodisch falsch, für Radfahrer einen Zusatzverbrauch anzurechnen. Die Vergleichszahlen Fahrrad/E-Rad/Auto müssen also lauten: 5/16/271.

    Freundlich grüsst,
    Uwe Scheibler, Göttingen

    1. Erstmal danke an Herr Scheibler,

      Dazu kommt, dass sportliche betätigung beim Menschen häufig mit gesünderer und energieärmerer Ernährung korreliert.
      Auserdem würden mich die verwendeten Quellen interessieren, für den Verbrauch durch Essen. Sind diese irgendwo vorzufinden?

      Schade, dass hier Dinge etwas einseitig beleuchtet werden um für sich zu werben.

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