ADFC Fahrradmonitor 2011

Zum zweiten Mal nach 2009 hat der ADFC mit dem Sinus Institut eine nach Alter, Geschlecht, Bildung und Wohnortgröße repräsentative Befragung über Verkehrsverhalten und Fahrradnutzung durchgeführt. Per Online Fragebogen wurden 2.000 Menschen zwischen 14 und 69 Jahren befragt. Die Ergebnisse wurden am Donnertag im Haus des Lehrers (Berliner Congress Center) Fachleuten und Journalisten präsentiert.

Vorweg: Eine deutlich positive Entwicklung für die Popularität des Fahrrads hat es seit 2009 ebenso wenig gegeben, wie einen deutlichen Zuwachs in der Nutzung. Das Auto ist weiter des der Liebling der Meisten. Aber zwei Jahre sind eine sehr kurze Phase und die Erhebung wird wohl weiter geführt. Wünschen wir uns zukünftig einen klaren Trend zum (E)-Fahrrad!

E-Räder im Monitor

Es zeigt sich, wie stark das Interesse an Rädern mit elektrischem Hilfsmotor gewachsen ist. Nur 8% der Befragten haben bis jetzt eins gefahren (1% besitzt eins), aber 47% haben Interesse daran (2009 waren es 24%). In der Altersklasse über 60 würden sogar die meisten ein E-Rad einem herkömmlichen Fahrrad vorziehen.

Die Perspektive für E-Räder ist aber nicht nur wegen der alternden Bevölkerung hierzulande gut – Die Hindernisse bei der Fahrradnutzung lesen sich wie eine indirekte Werbebroschüre für Elektrofahrräder! Die wichtigsten drei Gründe auf die Frage “Welche der folgenden Gründe führen dazu, dass Sie nicht mit dem Fahrrad als Verkehrsmittel fahren?“ kann das E-Rad definitiv abschwächen:

  • Wege zu weit (56%)
  • zu langsam (34%)
  • zu anstrengend (21%)

E-Räder können das Fahrrad also ergänzen und nicht hauptsächlich eine Konkurrenz darstellen.

Das Wichtigste außer E-Rädern

Das subjektive Sicherheitsgefühl von Radlern im Verkehr ist gesunken, nur noch 5% der Radler fühlt sich „sehr sicher“, 2009 waren es 19%. Dieses Ergebnis erklärte Manfred Tautscher vom Sinus Institut mit einem gesellschaftlich insgesamt gesunkenen Sicherheitsgefühl… Das kann sein, es scheint mir aber dennoch eine bemerkenswerte Veränderung.

Alltagswege wie Einkauf oder Arbeitsweg werden häufiger mit dem Rad gemacht, das erfordert gute Abstellanlagen. Die Forderung nach solchen Anlagen ist 2011 deutlich mehr genannt worden. Besonders negativ wurden die Anlagen an Haltestellen und Bahnhöfen bewertet. Weiter wird als politische Forderung am meisten der Ausbau von Radwegen gefordert.

Ausblick

Menschen sind in der Regel sehr zufrieden mit ihrem Rad. Es planen auch mehr Leute sich ein neues zu kaufen als 2009. Die Zahlungsbereitschaft ist von 570€ auf 620€ gestiegen. Die Industrie hat also weiter gute Aussichten. Wenn jetzt die Verkehrspolitik ihren Teil tut und Infrastruktur verbessert, statt Rad-Investitionen zu kürzen und Scheindebatten über eine Helmpflicht zu führen, dann könnte sich auch der oben herbei gewünschte deutliche Trend zu mehr Fahrradnutzung einstellen.

Also bitte: Einfach mal 5€ pro Kopf mehr investieren, statt den Menschen 30€ für einen Helm abzuknöpfen –  Die positiven Effekte auf Klima und Luft, Platz und Lärm, Gesundheit und soziale Mobilität werden die Kosten locker über kompensieren. Investitionen in den Radverkehr sind eine vielfache Win-Win Situation.

Weitere Infos

Hier geht es zum Download der Studie

Die Sendung dazu im Deutschlandfunk