Frühjahrsmessen: Horizont Bike und f.r.e.e

Der Fahrradfrühling hat begonnen, und damit auch die Messesaison. Der e-Rad Hafen war auf Tour und hat die Mesen Horizont Bike (Karlsruhe) und f.r.e.e (München) besucht.

Beide Messen waren recht lebendig, das Interesse und die Präsenz von E-Rädern groß. Viel Neues gab es allerdings nicht – das ist für die Frühjahrsmessen zwar normal, aber wer an die Einführung des Bosch Antriebs, sowie des Impuls Mittel-Motors im letzten Frühjahr denkt, wird feststellen: Damals war mehr los!

Dennoch die Marktzahlen sind weiter sehr positiv, der ZIV spricht von 300.000 verkauften Rädern 2011 und prognostiziert 400.000 plus x für dieses Jahr.

Etwas Besonderes: Bonanza-Feeling und Allrad-Power

Da die 2012er Neuerungen in den Einträgen rund um die Eurobike und BikeExpo bereits viel beschrieben wurden (siehe dazu e-Rad Marktgeschehen), habe ich mich in den letzten Tagen vor allem dem außergwöhnlichen gewidmet; ein Rad des Herstellers Steinerdesign – eine Harley unter den E-Rädern – erinnerte mich etwas an Riese und Müller Räder allerdings noch extravaganter und sicher teurer. Auf dem äußerst bequemen Sattel, den man sehr praktisch auf der schrägen Schiene verstellen kann, sitzt man wie die Helden der Bonanza auf ihren Pferden 😉 Hier ein kurzes Video:

Auf der f.r.e.e. konnte ich endlich etwas austesten, das mich schon lange interessiert: ein E-Rad mit Allradandtrieb, zwei Nabenmotoren (beides Getriebemotoren) gesteuert über einen Kraftsensor bietet das Carbon-Bike von M1 Sport so etwas wie Crossmaschinenflair auf einem Moutainbike. Man pedaliert und kann dann über einen Drehgriff das Gas dosieren. Das Rad unterstützt bis 45km/h und wenn der doppelte Motor mal loslegt, hat man schnell einen ziemlichen Zahn drauf. Der Rahmen aus Carbon sorgt dafür, dass nur etwas über 20kg als zusammen kommen.

Bei dieser Sorte Geschosse ist es allerdings meines Erachtens die Frage, ob man wirklich noch treten möchte, bei meiner Testfahrt hatte ich beim ersten Schwung schon das Gefühl die Übersetzung sei an ihrer Grenze. Ein größeres Kettenblatt soll zwar noch montiert werden, dennoch: Bei der Kraft des Rads fordert einen bereits das koordinierte Fahren.

Warten auf E-Cargoräder

Mit großer Freude habe ich auf der letzten Eurobike über Neuerungen in diesen beiden Lieblings-Segmenten des e-Rad Hafens geschrieben. Leider ist weder das Cargo Rad von KTM erhältlich (der e-Shopper)- ich habe es bisher nur in einem Katalog gesehen, noch das Flyer Cargo. Letzteres gibt es aktuell (immerhin) genau einmal in Deutschland, in Karlsruhe konnte man es testen. Zu kaufen gibt es auch dieses bisher nicht. Schade, dafür dass ich es bereits im April 2011 bei Extra Energy im Test gefahren bin dauert es doch recht lang.
Damit der Markt in diesem Segement etwas mehr in Schwung kommt und um dem Thema den angemessenen Raum zu verschaffen, gibt es am Wochenende auf der Berliner Fahrradschau eine Diskussionsveranstaltung mit vier Produzenten von E-Lastenrädern – alle sehr unterschiedlich, auf hohem technischen Niveau und in kleinen Stückzahlen:

E-Lastenräder – Kinderkutsche und Autoersatz!

Meet the makers. Berliner Fahrradschau, Sonntag 14:00 am Bloggerstand.

(mehr dazu hier).

Bosch, Panasonic und Impulse – Mittelmotoren im Vergleich

Mittelmotoren sind die häufigste Motorisierung bei Pedelecs, sie bieten bei der Gewichtsverteilung Vorteile, haben meist eine gute Motorsteuerung und Sensorik (mehr dazu hier), lassen sich mit allen Schaltungstypen kombinieren und es gibt sie auch mit Rücktritt. Weiter haben sie den Vorteil, dass bei einem Reifenwechsel der Motor nicht mit ausgebaut werden muss. Die drei bekanntesten, der  Bosch- der Panasonic- und der Impuls-Motor werden hier genauer verglichen (Infos zum Shimano STePS Antrieb hier, Brose, TranzX und Yamaha hier). Besonders Bosch und Impulse sind sehr kräftig, neuerdings können allerdings Brose und Yamaha mithalten. Gegenüber den ähnlich kräftigen Heckantrieben wie BionX oder Ortlinghaus haben Mittelmotoren den Vorteil, dass sie effizienter sind, denn der Motor profitiert von der Schaltung mit. Die Reichweite ist daher besser. Besonders bei sehr geringen Drehzahlen haben die Direktläufer-Heckmotoren  zudem Schwächen, sie werden heiß und müssen die Leistung verringern.

Bosch

Fotos vom 2014er Bosch-Antrieb, hier.

Den Bosch gibt es seit 2014 in zwei Varianten – Performance Line (auch als 45er Variante erhältlich, dynamischer) und Active Line (25er auch mit Rücktritt erhältlich), 2016 kommt noch die Performance Line CX dazu – sie bietet extra Power besonders für den eMTB Bereich. Der Boschmotor ist sensorisch sehr gut abgestimmt, Freund*innen hoher Trittfrequenz kommen voll auf ihre Kosten. In einingen Drehzahbereichen ist er allerdings recht deutlich hörbar. Die schnelle Variante fährt einen locker bis an die 45km/h-Grenze.

Der alte Boschmotor geöffnet, Foto: E-Rad Hafen
2016 Bosch active offen
Bosch active geöffnet (2016er), Foto: e-Rad Hafen

Achtung 3/2015: Die erste Generation Boschantriebe (Classic), wie auf dem Bild oben, haben ein technisches Problem – mehr dazu bei der Stiftung Warentest hier.

Der Bosch Akku ist kompakt und mit 2,5 Kilogramm relativ leicht, er kann entweder am Sattelrohr oder unter dem Gepäckträger angebracht werden. Es gibt zwei Größen 300Wh und 400Wh (Mehr zu Akkukapazitäten hier, Fotos vom geöffneten Akku hier), 2016 kommt eine 500Wh Version dazu. Der Akku hat die gleiche Energiedichte, wie der große Impulse-Akku (s.u.) und ist bereits nach 2,5 – 3,5h voll aufgeladen (je nach Version) – eine längere Pause reicht auf einer Radtour also, um erheblich nach zu laden. Lange waren die Bosch-Akkus vergleichsweise klein, mit 500Wh wird die Reichweite in Zukunft allerdings nahezu mit den größten Akkus mithalten können (diese liegen bei rund 630Wh). Gerade bei S-Modellen sind 400Wh schnell verbraucht, eine 500Wh-Lösung ist durchaus nicht zu hoch gegriffen. Das Display ist gegenüber dem alten (vor 2013) größer, besser lesbar und beleuchtet. Es gibt „nur noch“ 4 Unterstützungsstufen (statt zuvor 12). Auch der An- und Ausschalter ist am Display, nicht mehr am Akku. Nahe am Bremshebel ist eine Fernbedienung angebracht – Der Antrieb ist somit noch einmal an wichtigen Punkten verbessert. Eine Schiebehilfe gibt es jetzt auch.

Fazit: Der Boschmotor steht für ein sehr dynamisches Fahrverhalten das gut auf das Verhalten des Fahrenden angepasst ist.

Impulse (Derby Cyles)

Aktuell ist der Impulse 2.0, der seit der Saison 2014 im Handel verkauft wird und auch in einer S-Variante erhältlich und hat als erster eine Schubunterbrechung, wenn geschaltet wird. Diese Idee hatte ich hier schon mal angedacht – beim Impulse funktioniert sie ausgezeichnet, etwa am Kalkhoff Sahel. Der Hauptgewinn dabei ist, dass auch einfache Nabenschaltungen wie die Nexus nicht mehr hakeln. Für die Saison 2016 ergänzt der Impulse „Evo“ das Programm – er liefert mit maximal 80Nm Drehmoment deutlich mehr Power und macht spürbar weniger Lärm  (laut Hersteller 50%, was sich schwer überprüfen lässt). Typisch ist, dass der Motor ziemlich rückartig einsetzt und dann sehr schön gleichmäßig arbeitet.

Der Impulse wurde von der Firma Daum exklusiv für Derby Cycle entwickelt und war der erste der schon 2011 mit Rücktritt zu haben war. Speziell für die Klientel mit „Rücktritts-Wunsch“ wurde dieser Motor auch mit einer sehr feinfühligen Sensorik ausgestattet. Der Motor ist in den älteren Versionen sehr leise und etwas weniger kraftvoll als die Motoren von Panasonic und Bosch. Anfahr- bzw. Schiebehilfe ist optional erhältlich.

Der Akku ist wie beim Panasonic-System hinter dem Sattelrohr angebracht, allerdings gibt es zwei wichtige Unterschiede: Durch eine an das Hinterrad angepasste Bauform braucht der Akku weniger Platz und ist zudem leichter. Es gibt den Akku aktuell in drei Größen, 396Wh (11Ah bei 36V), der große 522Wh (14,5Ah bei 36V) und 612Wh (17Ah bei 36V). Der „Evo“ Antrieb wird nun auch in einer extra sportlichen Version dem „Evo-rs“ mit einem im Unterrohr des Rahmens integrierten Akku angeboten – schön zu sehen beispielsweise beim Integrale von Kalkhoff.

Fazit: Der Impulse-Motor wurde lange vor allem an Rädern für gemütliche und ausdauernde Touren und Alltagszwecke verwendet. Es gibt ihn an Rädern der Derby Cycles Gruppe (bspw. Kalkhoff und Raleigh) und der Marke Gazelle. Durch die 2013 eingeführte S-Variante des Impulse 2.0 kann man auch wesentlich sportlicher unterwegs sein (Fotos vom Impulse II an einem Focus MTB, hier, ab Bild 50). Die 2016er Varianten unterstreichen den Trend zu mehr Dynamik nochmals.

Panasonic

Aktuell: Fotos und erste Eindrücke vom 2014er Panasonic Antrieb hier

Der Panasonicmotor war lange der meist verkaufte im deutschsprachigen Raum, hat aber in den letzten Jahren deutlich an Markanteilen verloren. Die Zuverlässigkeit ist dennoch durch Millionen von gefahrenen Kilometern bewiesen. Mit dem neuen 36Volt System hat Panasonic 2012 eine Lücke gegenüber anderen Mittelmotoren geschlossen; der Antrieb unterstützt jetzt auch bei höheren Trittfrequenzen und wird insgesamt harmonischer (mehr zum Unterschied zum alten 26 Volt System hier), allerdings regelt er Fans hoher Trittfrequenzen immer noch zu früh ab. Am Berg ist der Panasonic nicht ganz so stark wie der Boschmotor, bringt einen aber dennoch sicher steile Berge hinauf. Beim Fahren ist der Motor etwas leiser als Bosch. Eingeschlichen hat sich, dass der Motor kurz nachläuft, wenn nicht mehr in die Pedale getreten wird. Am Berg macht dieses Nachlaufen das Schalten bei einer Nabenschaltung kompliziert, es dauert einen Moment zu lange, bis man schalten kann. Den Panasonic gibt es auch in einer schnellen Variante, die einen ganz entspannt an die 45km/h Grenze heran fährt.

Bei den Akkus ist Panasonic beim Alten geblieben, die Position ist in allen Fällen hinter dem Sattelrohr, die genauen Spezifikationen kommen allerdings vom Hersteller des Rads. Der Akku ist recht voluminös und schwer, dafür gibt es unterschiedliche Größen. Wer häufig längere Touren macht, ist mit einem großen Akku mit bspw. 432Wh gut bedient (12Ah bei 36V, 3,5 Kilogramm). Die Ladezeit hat sich gegenüber den alten Systemen deutlich gebessert, der große Akku ist in 3,5 Stunden voll.

Auswahl hat man beim Panasonic bezüglich Rücktritt und Anfahr- bzw. Schiebehilfe, beides ist optional erhältlich, allerdings nicht beide Optionen zusammen. Das geht nur beim Impulse Antrieb.

Fazit: Der Panasonic Motor ist lange erprobt, bietet großen Komfort und wichtige Auswahlmöglichkeiten.

Etwas zu Reichweiten und ein Tipp zum Schluss

Einen sehr lesenswerten Reichweiten-Test unter realen Bedingungen hat mein Kollege Wolfram Hartmann von Feine Räder e.V. für den Bosch Antrieb (alter Akku) und den Panasonic durchgeführt – hier nach zu lesen, für den Bosch 400 Wh Akku, hier . Und nun der Tipp: Wie oben gesagt, lassen sich Mittelmotoren mit allen Schaltungstypen kombinieren. Besonders häufig werden sie mit Nabenschaltungen kombiniert, weil diese wartungsärmer sind. Wer allerdings viel in bergigem Gelände unterwegs ist, dem wird das Schalten mit der Nabenschaltung manchmal schwer fallen. Besonders mit dem Panasonicmotor, aber auch mit dem Bosch hakt die Schaltung erheblich, das ist mir bei vielen Testfahrten aufgefallen. Zum Glück setzt sich langsam die Schubunterbrechung durch – Shimano Steps und Impulse bieten sie bereits an. Eine Kettenschaltung schaltet deutlich schneller und hat das Problem nicht, allerdings wird die Kette schneller verschlissen.

Ein Ausweg aus diesem Problem ist die Kombination eines Mittelmotors mit einer stufenlosen Nabenschaltung (NuVinci). Diese beiden Komponenten harmonieren perfekt und die NuVinci lässt sich auch unter Last wunderbar schalten. Wer sich also nicht zwischen Schalt-Komfort und Wartungsarmut entscheiden kann: Diese Kombination ist bietet beides und man sollte sie einfach mal ausprobieren (mehr zu Nuvinci auch hier).

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Mehr e-Rad Hafen

e-Rad Hafen zum Thema Radpolitik

e-Rad Hafen auf der Berliner Fahrradschau

Heute in zwei Wochen findet in Berlin die Berliner Fahrradschau statt.  Gemeinsam mit einer Reihe toller weiterer Blogs wird der e-Rad Hafen einen schicken Stand herrichten. Blogs zum Anfassen also, Real-Talk statt Cyber-Walk, Couching Lounge statt Couch Potatoe usw. usf.

Schon dieser eine Stand allein sollte die Stadt in Bewegung setzen: Also, auf in die heiligen Schau-Hallen!

Programm

Wir werden natürlich unsere Blogs präsentieren, auf den Sofas rumhängen, guten Kaffee trinken, quatschen uns vernetzen, viele schöne Räder sehen und auch ein, zwei am Stand zeigen… Dazu gibt es aber noch zwei spezielle Programmpunkte. Am Samstag wird uns Elmar Schenkel (Autor von Cyclomanie. Fahrrad und Literatur, 2008) besuchen und über sein Buch sprechen.

Für e-Rad Fans

Wird es am Sonntag spannend, der e-Rad Hafen lädt die Köpfe verschiedenenr e-Lastenrad-Projekte ein. Elektronenrad wird sein e-Bullit vorführen, Oliver sein UmaZooma, dazu kommt das prana von Velonom. Die neue Arbeit des nihola Elektrifizierers Carlos Labraña – das carryo – wird derselbe ebenfalls präsentieren.

Also E-Cargo-Bikes ganz verschiedener Machart, manche besonders für Kindertransport geeignet andere eher für schweres Gepäck. Es wird um Erfahrungsaustausch und auch  Chancen und Potentiale von e-Lastenrädern gehen. Ausprobieren und anschauen kann man die Räder natürlich auch. Und den Macherinnen und Machern alle Fragen stellen, die einem von Akku bis Zahnkranz in den Kopf kommen.

Bis zur Berliner Fahrradschau werden hier im Hafen einige der Räder vorgestellt, als erstes das UmaZooma mit dessen Macher ich mich heute getroffen habe…

Warum eigentlich e-Lastenräder?

(e)-Lastenräder sind in Städten so etwas wie der „bessere Kleinwagen“. Als Familienkutsche, Handwerker_innen-Fahrzeug, für Kuriere oder als Ergänzung des Fahrzeugpools von Unternehmen (bspw. CarSharing) sind sie einfach die bessere Alternative zu Pkw oder Zweirädern mit Verbrennungsmotor. In Kopenhagen fahren derzeit 40.000 Lastenräder, das macht den Verkehr sicherer, leiser, nutzt der Umwelt uvm. Auf einem Lastenrad sieht Mensch auch einfach besser aus als in einem öden 1,1 Liter Kleinwagen.

Großes Potential haben solche Räder jedenfalls auch hier. Der e-Rad Hafen wünscht sich daher möglichst bald diverse Durchbrüche und Entwicklungssprünge in diesem Bereich und wird dafür eine Informations- und Vernetzungsplattform bieten.

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WO? WANN? WAS?

E-Lastenräder – Kinderkutsche und Autoersatz!

Meet the makers. Berliner Fahrradschau, Sonntag 14:00 am Bloggerstand.

Mehr davon

Mehr zu e-Lastenrädern, gibt es hier (Bericht zum Extra Energy Test im Herbst 2012 – das yuba el mundo und das e-Bullit waren im Test), eine Sammlung an Links zum Thema gibt es unter „Fahren im Beruf“

 

Rätsel: Elektrisch mit dem Rad mal anders

Skilifte sind das normalste der Wintersportwelt, obwohl man bei Freizeitaktivitäten (was Skifahren ja in der Regel ist) keinen Zeitdruck hat. Man könnte also auch laufen. Wäre natürlich ausgesprochen anstrengend und statt 30 würde man wohl maximal noch drei Abfahrten pro Tag schaffen. Skilifte sind auch eine Form der Elektromobilität.

Starke Steigungenmit elektrischer Hilfe zu überwinden ist auch im Alltag nicht ungewöhnlich; Aufzüge oder Rolltreppen finden sich in fast allen westlichen Großstädten an allen möglichen Orten. In manch Neureichen-Wohnung kann man gar den eigenen Pkw mit in die Wohnung liften.

Warum nicht auch fürs Rad?

In Barcelona hat das Rad-Verleihsystem Bicing dagegen das Problem, dass viele Menschen das Rad morgens zum runter in die Stadt flitzen nehmen und dann abends anderweitig den Berg hinauf fahren. Die kostenlosen Leihräder  sammeln sich untern und müssen dann aufwendig wieder hoch gebracht werden.

Ein Fahrrad Lift

Eine mögliche Lösung wäre ein Skilift für Fahrräder, ein Fuß im Lift einen Fuß auf dem Pedal (das Rad zwischen den Beinen) könnte man sich den Berg hochfahren lassen. Alle 20m eine Halterung für einen Fuß. Bei einer Zuggeschwindigkeit von 7km/h (ca. 2 Meter pro Sekunde) könnten mit einem 5kW Motor etwa 360 Radler pro Stunde den  Berg hochgefahren werden (alle 10 Sekunden eine_r). Steigungen von 10-20%  wäre damit zu machen. Über ein Ticketsystem könnten sich die Bau-Kosten von ca. 1300€ pro Meter sogar wieder einspielen.

Und jetzt das Rätsel

Vorneweg: Ich hab mir das nicht ausgedacht, das gibt es schon! Seit zwanzig Jahren. Allerdings rätselhafterweise nur einmal weltweit. Meine Frage an „Euch“:

Wo fährt dieser Fahrradlift, der in zwanzig Jahren bereits etwa 220.000 Radler den Berg hoch „geliftet“ hat?

Zum Abschluss noch was zum Anschauen… (stand Sonntagabend kaum abgeschlossen mitten in Berlin)

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Zur Zukunft der urbanen Mobilität

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit war ich gestern in der nordischen Botschaft (hier der damalige Bericht zur Ausstellung). Diesmal gab es eine sehr spannend besetzte Podiumsdiskussion zu urbaner Mobilität. Es diskutierten Michael Cramer (MdEP Grüne), Burkhard Horn (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin), Michael Colville-Andersen (Copenhagenize Consulting), Frits Bredal (Dänischer Fahrradverband), Tina Saaby (Stadtarchitektin Kopenhagen) und Niels Tørslev (Leiter Verkehrszentrum Kopenhagen).

Großes Interesse

Statt sie live zu sehen, mussten viele Leute (inklusive mir) im Erdgeschoss sitzen und die Diskussion auf der Leinwand verfolgen – die Veranstaltung war voll.  Das Thema Radverkehr bewegt offenbar derzeit trotz Eisesskälte.

Berlin vs. Kopenhagen

Ein wesentlicher Punkt war der Vergleich zwischen Berlin und Kopenhagen und die Frage, ob Berlin einen ähnlichen Radanteil erreichen könnte. Was dafür spricht, sei laut Tina Saaby das große Platzangebot im Berliner Straßenraum und der jetzt schon ganz gute Anteil des Radverkehrs. Die in Deutschland bedeutendere Autoindustrie sei im Vergleich zu Dänemark zwar ein Hemmschuh, Michael Colville-Andersen von Copenhagenize Consulting betonte aber, dass Japan ebenfalls einen sehr hohen Radanteil habe, und dort würden ja auch „ein paar Autos gebaut“. In Japan dürfen man seine Kinder mit dem Auto nicht näher als 300m an eine Schule oder einem Kindergarten heranbringen. Das berühmte „Elterntaxi“  werde dadurch unattraktiver – das Fahrrad müsste schlicht zum schnellsten Mittel der Fortbewegung gemacht werden. Auch in Paris habe das mit Velib ganz gut funktioniert. Burkhard Horn stellte fest, dass die Entwicklung des Radverkehrs in Berlin seit 2000 durchaus positiv sei und dass gerade junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren umdenken. Die Autonutzung sei bei dieser Gruppe um ein Drittel gesunken.

Michael Cramer stellte heraus, dass 90% der Berliner 5 Radminuten von einer Haltestelle des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) entfernt wohnten und dass die Mitnahme-Möglichkeit für Rader im ÖPNV sehr gute Voraussetzung schaffe, die durch Tempo30 als Regelgeschwindigkeit erweitert werden sollten. Gleichzeitig beschwerte es sich über die Deutschen Bahn AG (DB) und die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG), die viel zu wenig Rad-Abstellanlagen an Bahnhöfen und Haltestellen bauten. Gerade bei neuen Anlagen wie dem Bahnhof Südkreuz und dem Berliner Hauptbahnhof gäbe es viel zu viele Pkw Stellplätze und kaum Radabstellanlagen. Am U-Bahnhof Rathaus Steglitz sei ein ganzer Bahnsteig frei, der problemlos für Räder genutzt werden könne.

Eins, zwei, los gehts...Michael Colville-Andersen und Michael Cramer auf dem Podium; Foto: Michael Stoss

Infrastruktur

Die Wichtigkeit der Rad-Infrastruktur wurde natürlich von allen Teilnehmern als hoch eingeschätzt – auch am Arbeitsplatz seien Abstellanlagen zentral. Der Bau von Radschnellwegen sei ebenso wichtig wie Frits Bredal vom Dänischen Fahrradverband betonte. Burkhard Horn führte an, dass in Berlin bei Neubauten keine Pkw-Stellplätze mehr notwendig sein und dass stattdessen Rad-Abstellanlagen obligatorisch sind (die Regelung habe freilich einige Schlupflöcher, räumte er ein). Ein Kreuzberger aus dem Publikum berichtete, dass in Kreuzberg gerade versucht würde, einige Pkw Parkplätze für Lastenräder  zu reservieren. Ergebnis noch offen.

Lastenräder

Apropos Lastenräder in Kopenhagen sind davon 40.000 unterwegs und auch in Berlin werden es immer mehr (gestern habe ich die E-Lastenradschmiede Uma Zooma kennengelernt. Es wird Zeit für ein E-Lastenrad-Special hier im e-Rad Hafen). Cramer erwähnte den häufigen Einsatz von Lastenrädern bei der Post AG in Berlin (auch bei der PIN AG), leider würde dieser Einsatz öffentlich kaum bemerkt.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Bedeutung der öffentlichen Wahrnehmung war im Übrigen ein weiterer Baustein den das gesamte Podium als sehr wichtig einschätzte: Öffentliche Kampagnen wie bspw. in München die Radlhauptsatdt würden teils mit großen Budgets arbeiten und gute Erfolge erreichen, ebenso sinnvoll seien aber kleinere auffällige Aktionen die es ohne großes Budget in die Medien brächten. Aktionen wie der Deutsche Fahrradpreis oder Wettbewerbe wie die Auszeichnung des Fahrrad freundlichsten Arbeitgebers wurden von Horn als positiv Beispiele in diesem Bereich genannt.

Fazit und die spannendste Information des Abends

Ganz kurz gefasst: Berlin hat nach Einschätzung des ganzen Podiums das Potential, Radanteile in der Größenordnung von Kopenhagen zu erreichen. Es ist eine Frage des politischen Willens. Der richtige Weg sei ja auch schon beschritten. Allerdings stellte sich mir nach der Veranstaltung mal wieder die Frage, wie man in Berlin mit etwa einem Zehntel des Geldes Kopenhagen nachahmen will (knapp 2€ pro Jahr und Bewohner für Radverkehr in Berlin)….

Das fragte ich dann auch Burkhard Horn. Horn erklärte dazu, dass die Pläne den Rad-Haushalt bis 2015 deutlich zu erhöhen (so viel ich weiß von 5 auf 17 Millionen, was dann knapp 6€ pro Kopf und Jahr wären) bis zur Senatswahl auf gutem Wege waren und man jetzt sehen müsse, wie es weiter geht. Ein Planer vom Tiefbauamt Mitte, der gerade daneben stand ergänzte, dass es neben Mitteln auch an Personal mangele, Projekte im Fahrradbereich umzusetzen.

Diese Information überrascht zwar nicht unbedingt, sie ist aber ungemein wichtig. Denn natürlich sind Mittel für Radverkehr die Voraussetzung für mehr Radverkehr, es muss aber auch in der Verwaltung Personal beschafft werden, das Willens und in der Lage ist, Radverkehrsprojekte umzusetzen. Eine Strategie für die Entwicklung des bestehenden Personals ist ebenso nötig.  Das sollte an sich selbstverständlich sein. In jedem Bezirk muss ein Plan existieren, Projekte im Radbereich und der nachhaltigen Verkehrsentwicklung zu erstellen und umzusetzen, schließlich ist Verkehrsplanung eine der wichtigsten Aufgaben der Bezirke. Eine Forderung in diese Richtung wurde unlängst in einem Memorandum zur EU Fahrradpolitik gestellt: Gemeinden ab 100.000 Bewohnern sollen obligatorisch einen Sustainable Urban Mobility Plan – SUMP vorweisen, wenn sie EU Gelder wollen, mehr dazu hier.

In Kopenhagen ist man da weiter: Dort sind allein 44 städtische Angestellte für die Räumung von Radwegen bei Schnee beschäftigt! Mal sehen, wie gut die Radwege heute morgen in Berlin aussehen…

 

Horizont Bike – Neuer Frontler

Der Fahrradfrühling hat begonnen, und damit auch die Messesaison. Hier in Karlsruhe hab ich mal die Gelegenheit genutzt mich ganz knapp nur auf eine Sache zu konzentrieren, die neuen Antriebe an den Koga E-Rädern – aus dem Hause Accell.

Zwei Prototypen; ein richtig guter Frontmotor, Sanyo mit Drehmomentsensor, sehr direktem Ansprechverhalten, gut proportioniert und ohne jedes Nachlaufen. So muss es sein. Wüsste ich es nicht, hätte ich es für einen guten Heckantrieb gehalten. Mit dem BionX (zum BionX hier)der mit Abstand beste Frontler, den ich bisher gefahren bin.

Als Zweites ein Heckantrieb von ION (Infos zum ION-Antrieb vom Infoportal Velobiz hier), ebenfalls ein Prototyp. Ebenfalls sehr direktes Ansprechen, für einen Heckantrieb eher dezent. Für mich ein idealer Tourenmotor. In den leichteren Stufen sprang der Motor allerdings erst bei kräftigem Treten an. Die Software setzt das Potential da wohl noch nicht ganz um.

Ein Special des ION Heckantriebs ist der Rekuperationsmodus, ART (Automatic Regenerating Technolgoy), der einsetzt wenn eine Weile nicht getreten wird.  Die Testfahrten waren anscheinend viel versprechend.

Wenn es gut läuft, gibt es die Räder im Juni oder Juli 2012 zu kaufen.

Zudem entwickelt die Accell Gruppe ein einheitliches Kommunikationsprotokoll mit dem unterschiedliche Komponenten der E-Antriebe (auch anderer Hersteller) miteinander kommunizieren können. Also ein ähnliches Konzept wie der Energy Bus aber aus dem Accell E-Rad Think Tank in Appeldorn, wo auch Sparta seine Räder fertigen lässt… unten die Fotos, wieder mal vom Telefon, da ich meine Kamera vergessen habe..

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p.s.: Gerüchte verhärten sich, dass es 2013 einen neuen Boschantrieb geben soll, kleinere Bauform, größerer Akku…

Fahrradfrühling?

Es ist wie mit den Weihnachtsmännern im Spätsommer – manche Dinge kommen subjektiv zu früh und haben dann wohl doch ihre Berechtigung. Bei strahlendem Sonnenschein und ungefähr 10 Grad minus fand heute in Berlin der so genannte „Fahrradfrühling“ statt. Ausgerichtet vom Pressedienst Fahrrad geht es bei dieser Veranstaltung um die diesjährigen Trends rund ums Rad.

Gunnar Fehlau und TV-Moderatorin Milka Loff Fernandes sorgten in der Kalkscheune für interessante 1,5 Stunden Fahrradinfos. E-Räder standen auch bei diesem Termin durchaus im Vordergrund. Besonders gefallen hat mir das Haibike in der Rennrad Version „eQ Race“, das leider noch ein paar Probleme bei der Zulassung hat (der schnelle Bosch ist ja mittlerweile erprobt). Auch das e-Jaloppy mit dem styligen schwarz-grünen Design und Fixie-Allüren (es hat nur zwei Gänge) weiß zu gefallen. Dazu gab es noch den Klassiker unter den E-Rädern, den C-Flyer in Kombination mit Rücktritt. Beim Winora konnte man die 7-Gang Automatik des Herstellers JD bewundern (darüber gab es 8/2011 schon einen Bericht, hier), abgerundet wurde das Ganze durch das 48V BionX-Liegerad „Speedmachine“ von HP Velotechnik.

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Rad ohne Elektro

Das gab es natürlich auch, besonders clever ist das „69“ Mountainbike, das die Vorteile eines großen Rads vorne (bessere Laufruhe und einfacheres Überfahren von Hindernissen) mit denen eines kleinen hinten (mehr Dynamik weil leichter) kombiniert. Ein absolutes Sportgerät, der Carbon Rahmen wiegt nur 1,1kg! Weiter fiel das bekannte birdy auf, dass es jetzt in einer 999€ Variante gibt – auf das Minimum reduziert. Für die Sicherheit mehr Sicherheit sorgt ein Rücklicht von Busch und Müller: Das BrakeTec wird heller wenn das Fahrrad bremst, im Straßenverkehr ein eindeutiges Signal für „Achtung“. Eindeutig richtig praktisch auch die Radfahr-Jeans aus UK, Rapha mit Stretch, Reflektor innen und Wasser abweisendem Obermaterial.

Fahrradfrühling!

Spätestens als zuletzt Ulrike Saade die VELOBerlin vorstellte war auch mir klar: Der Frühling hat zumindest für die Fahrräder tatsächlich begonnen, die Tage werden länger und es ist nicht mehr lang bis zur VELOBerlin im März. Auf dem Weg dahin wird der Hafen dieses Wochenende die „Horizont Outdoor“ in Karlsruhe besuchen, auf der Berliner Fahrradschau gibt es dann einen Bloggerstand… und dann ist es soweit. Dann ist auch nicht mehr nur bei den Fahrrädern Frühling!