Elektrische Schalthilfe für Mittelmotoren?

Mittelmotoren sind hoch im Kurs, denn sie bieten eine Reihe von Vorteilen. Beispielsweise lassen sie sich mit fast allen Schaltungen kombinieren, profitieren vom Schalten der Fahrenden in puncto Effizienz und frau* muss bei einem Platten nicht den Motor ausbauen.

Ob Kette oder Nabe: Die Schaltung ist bockig!

ABER: ein paar Nachteile haben die meisten Mittelmotoren dennoch. Zum Beispiel, dass sie relativ laut sind, oder dass sie in der beliebten Kombination mit einer einfachen Nabenschaltung wie der Nexus von Shimano unter Last sehr schwer schalten. Bei Kettenschaltungen erhöht sich die Belastung der Kette deutlich: Der Kettenzug an der häufig schräge gestellten Kette steigt und besonders bei Schaltvorgängen wird der Verschleiß erhöht. Daher muss diese dann häufiger ausgetauscht werden. Ein Ausweg daraus ist die stufenlose NuVinci Nabenschaltung – das habe ich hier beschrieben.

Ein Schaltwerk, dass dem Motor etwas mitteilt

Eine andere Möglichkeit ist, dass der Motor erkennt, dass die Fahrerin schalten möchte und dass er dann den Zug reduziert. Einige Antriebe bspw. der Impulse Motor können das inzwischen, auch bei Bosch, Brose und Yamaha ist mit einer solchen teschnischen Lösung in Zukunft zu rechnen.

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*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Blogeintrag versuchsweise auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet – es bleibt allerdings mal bei der weiblichen. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für alle Menschen.

 

Trimobil – zu dritt auf einem Pedelec!

Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit (das letzte mal mit meinem lieb gewonnenen S-Flyer) fuhr mir auf einmal ein – sogar für mich – ausgesprochen ungewöhnliches Gefährt über den Weg. Ein dreirädriges Fahrrad mit ebenso vielen Sitzen. Beim Überholen fiel mir auch das Display auf – also auch noch mit Motor.

Da musste ich den Fahrenden trotz Kopfhörer ansprechen, ohne dabei zu bemerken, dass dieser gerade telefonierte. Bei einem kurzen Boxenstopp mit Kaffee und Fahrradwerkzeug bekamm ich dann die Möglichkeit, das Ding auch mal zu fahren.

Drei Motoren

Das Trimobil hat  gleich drei „Antriebe“ – einen Nabenmotor im linken Hinterrad, die Person die vorne sitzt und lenkt, sowie die links hinten sitzende. Beide haben einen separaten Antriebsstrang, hinten wird (wegen des Nabenmotors) mit Kettenschaltung geschaltet, vorne ist eine Nexus 8-Gang verbaut. Gebremst wird hinten links und rechts per Scheibenbremse. Der Motor regelt sich über einen Bewegungssensor (hier mehr zur Sensorik von Pedelecs) und lässt sich in fünf Stufen einstellen – wobei stets die Endgeschwindigkeit festgelegt wird. Fährt man zu zweit kann man allerdings locker über 30km/h fahren – die „beinahe“ Liegeradposition ermöglicht ideale Kraftübertragung, das Abschalten des Motors bei 25km/h in Stufe 5 spürt man kaum. Die Akkuanzeige ist Spannungs-basiert und daher ungenau.

Video

Film oder Familie: Das Trimobil ist im Alltag vielfältig verwendbar

In diesem Fall wird das Rad für Dreharbeiten zu Kesslers Expedition verwendet – denn das Rad ist lautlos und der/die hinten rechts Sitzende kann eine Kamera bedienen (siehe Viedeo), während zwei weitere Strampeln. Aber auch für Familien ist das Gefährt super geeignet wie dieser Erfahrungsbericht einer Kleinfamilie zeigt.

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OpenSource Lastenrad – Besuch im Gängeviertel in Hamburg

Einen Fahrradrahmen bauen – dazu muss man schweißen, braucht eine teure Werkstatt und jede Menge Expert_innenwissen. Richtig? Oder vielleicht doch nicht?

Ganz und gar nicht! Mit einem Haufen Aluprofile einer geeigneten Säge, einer Standbohrmaschine und der passenden Anleitung können Anna, Arthur oder Luca (oder sonstwer) einen Fahrradrahmen, dazu noch für schwere Lasten, selbst bauen. Und die sehen auch noch cool aus. Die Anleitung dafür ist OpenSource und wurde von der Gruppe N55 in Kooperation mit Till Wolfer entwickelt. Sie ist auf der Webseite www.n55.dk und auf der Webseite der Werkstatt Lastenrad kostenlos und frei verfügbar, letztere mit Fotos und weiteren Details zu Materialpreisen und Bauzeit.

3/2014: Hier ein Interview mit Till auf der Beliner Fahrradschau, wo das zweite xyz Modell präsentiert wurde.

Komm in die Gänge!

Wer das ganze mal „in Natura“ sehen will, der oder die kann derzeit Till Wolfer aus Hamburg in seiner offenen Werkstatt im Club Meta im Hamburger Gänge Viertel besuchen. Nach Absprache bietet Till dort in den nächsten Wochen neben der Ausstellung auch an, das Bauen eines der XYZ Spaceframe im Rahmen eines Workshops zu begleiten. Also „Kommt in die Gänge“ und eignet Euch die Produktion eines vollwertigen Cargobikes selbst an!

Und wie sieht das aus? (die besten Bilder zum Schluss!)

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Und wie fährt es sich?

Ich bin das Rad kurz Probe gefahren – das Teil ist mit ca. 30 Kilogramm relativ leicht und fährt sich gut. Der Rahmen fühlt sich ziemlich steif an, anders als manch dreirädrige Lastenrad mit Front-Kiste, das ich in letzter Zeit so gefahren bin. 150 Kilogramm Zuladung nebst Fahrerin sind kein Problem. Die Lenkung ist anders als bspw. bei den Christiania Bikes, bei denen man gleich die ganze Kiste lenkt: Beim xyz werden nur die beiden Laufräder vorne gelenkt, die Ladefläche steht still. Dadurch fühl sich das Lenken etwas direkter an, allerdings ist auch der maximale Lenkeinschlag stärker begrenzt. Zu den Kosten: Materialkosten mit Gebrauchtteilen im Selbstbau: 250-400Euro, mit Neuteilen etwa das doppelte. Das teuerste sind die Laufräder, der Rahmen mit Schrauben kostet um die 160 Euro.

xyz Spaceframe Vehicles mit „e“?

Nun, der e-Rad Hafen hätte das „e“ nicht verdient, wenn er nicht auch nach der Möglichkeit der Elektrifizierung des CargoBikes gefragt hätte… und siehe da – auch das gibt es bereits im Prototyp in Kopenhagen. Allerdings ist die Auswahl der richtigen Komponenten wie Motor, Controller und Akkus nicht einfach und auch die Kontrolle über das Zusammenspiel zu erlangen ist kein Selbstläufer. Vielleicht ein Fall für eine Kooperation mit Leuten, die sich auf  das Nachrüsten von Elektroantrieben spezialisiert haben? Über erste Kontakte wird gemunkelt…

UPDATE 3/2013: Die Variante mit „e“ ist geschafft, die dazu gehörigen Bilder von der VELOBerlin gibt es hier.

Übrigens eine Händlersuche und viele gute Infos zu Lastenrädern gibt es vom VCD – für Privatleute und für Unternehmen.

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