e-Rad Saison geht los!

Kaum ist es mal 10 Grad, geht es los mit dem medialen Karusell rund um Fahrrad und e-Rad. Hier eine kleine Übersicht als Wochenend-Lektüre:

Fahrradmarkt-Monitor 2014 mit 4000 Befragten (nicht zu verwechseln mit dem Fahrradmonitor des ADFC!):

Daraus: „Der Fahrradmarkt hat in den letzten Jahren insbesondere vom innovativen Fahrradtyp Pedelec profitiert, welches bei 40 bis 60jährigen Fahrradfahrern sehr beliebt ist. Das Interesse am Kauf eines Pedelecs ist groß, allerdings ergibt die Studie, dass über 40 Prozent der Interessenten nur weniger als 800 Euro auszugeben bereit sind. Zu diesem Preis gibt es allerdings kaum Modelle. Dennoch gehen wir auf Basis unserer Studiendaten vom insgesamt rund 400.000 Pedelec-Verkäufen für 2014 aus.“ und eine Abbildung, die zeigt: über 95% der Nutzenden sind zufrieden mit ihrem Elektrorad!

Eine e-Bike Studie Bosch e bike Systems…

…die belegt, dass der Trend zum Fahrrad anhält, dazu sehen viele das e-Rad als Alternative zum Auto wenn es zur Arbeit oder zum Einkaufen geht: „23 Prozent der Erwerbstätigen können sich vorstellen, mit elektrischem Rückenwind zur Arbeit zu fahren und das Auto auch mal stehen zu lassen. Ähnlich sieht es beim Einkaufen aus: Für 21 Prozent aller Befragten ist denkbar ein eBike zu nutzen, um damit ihre Besorgungen zu transportieren. Und sogar ein Drittel möchte künftig einen Ausflug oder eine längere Tour mit dem eBike unternehmen.“

Und dazu eine neue Marktübersciht zu e-Rädern..

..ähnelt sehr dem E-Bike-Finder heißt Greenfinder, soll aber in Zukunft alle Formen der e-Mobilität enthalten. Zu finden hier.

Viel Spaß bei der Lektüre!

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Pedelection

Der Abschlussbericht ist jetzt online (12/2015)

Die emprische Forschung zum Thema E-Rad steht am Anfang – viele Fragen sind noch offen. Doch alles, was bisher geforscht wurde ist durchaus positiv zu bewerten – Pedelecs erweisen sich als flexibles, schnelles Verkehrsmittel, das Spaß bringt und auf vielen Wegen Autos ersetzt. Einen Überblick über einige Forschungsvorhaben hat der e-Rad Hafen hier zusammengestellt: E-Bikes in der Forschung: Empirie.

Nutzer_innen von E-Bikes für Projekt gesucht

Ein weiteres spannendes Projekt, „Pedelection“, sucht derzeit noch Teilnehmer_innen. Das Forschungsprojekt geht wichtigen Fragen nach, etwa: Wofür bzw. für welche Strecken wird das Elektrofahrrad genutzt und warum? Welche Verkehrsmittel werden dadurch ersetzt? Und welche Ökobilanz ergibt sich aus dem Nutzen tatsächlich? Unterstützt vom Bundesumweltministerium sammelt das Institut für Transportation Design (ITD) in Kooperation mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg Erkenntnisse zum privaten Nutzungsverhalten.

Verlauf bisher

Im Mai und Juni 2013 sind die ersten Pedelection-Mitglieder für den ITD-Feldversuch gestartet, bis Ende September sollen weitere Teilnehmer_innen für „Pedelection“ unterwegs sein.

Es werden deshalb weiterhin Besitzer_innen von Elektrofahrrädern gesucht, die Spaß daran haben, ab und zu von ihren Erlebnissen und Fahrgewohnheiten zu berichten, nebenbei ihre Fahr- und Ladedaten zu sammeln und die ein Interesse haben, an wissenschaftlicher Forschung teilzunehmen.

Möglichkeiten der Teilnahme

Es gibt zwei Möglichkeiten der Teilnahme: Am Feldversuch kann teilnehmen, wer in den folgenden Regionen bzw. in einem Umkreis von maximal 100 Kilometern um die Städte Oldenburg / Bremen, Hannover / Braunschweig / Wolfsburg, Frankfurt a.M. oder München lebt. Für die Dauer der Teilnahme stellen wir u. a. einen hochwertigen Fahrradcomputer mit Navigationsfunktion zur Verfügung, der für alle Fahrten genutzt werden kann. Im Laufe des Projekts finden darüber hinaus zu vier Zeitpunkten im Jahr persönliche und telefonische Befragungen statt.

Neben dem Feldversuch führt das ITD eine deutschlandweite Onlinebefragung durch. Auch hierfür werden noch Teilnehmer_innen gesucht, die ein Pedelec besitzen. Befragte erhalten ein kleines Dankeschön. Zusätzlich besteht für alle Teilnehmer_innen die Möglichkeit, sich über ein Internet-Forum auszutauschen und mit dem Forscherteam zu diskutieren.

Eine Anmeldung kann auf www.pedelection.de vorgenommen werden. Hier finden sich auch weitere Informationen zum Projekt, zur Anmeldung und zu den Teilnahmebedingungen.

Bei Fragen können Interessierte sich direkt mit den Mitarbeiter_innen des Instituts für Transportation Design in Verbindung setzen  am besten per Mail unter: info@pedelection.de

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E-Bikes in der Forschung: Empirie

Vieles wird gesprochen und gemutmaßt über die Potenziale von E-Rädern – ersetzen sie Autowege oder sind sie vor allem Fahrrad-Ersatz? Welche Wege werden mit dem Rad gemacht und sind die Leute damit zufrieden?

Da der Trend nun schon eine ganze Weile anhält, gibt es erste empirische Studien oder Umfragen, die sich solchen Fragen annehmen. Drei davon werden hier kurz vorgestellt und deren Ergebnisse verlinkt – über weitere Studien und Kommentare zu diesen hier freuen wir uns!

Bike and Business 2.0

Auswertung des Bike and Business Projekts in Rhein Main (Link öffnet ein pdf)

Insgesamt wurden 151 Pedelecs an 10 Stellen ausgeliehen, die Räder wurden Angestellten zur Verfügung gestellt und sollten für den beruflichen Alltag aber auch privat eingesetzt werden. Der Bericht zeigt, dass in der Projektphase gut ein Fünftel aller Wege per Pedelec gemacht wurde – hauptsächlich geschäftlich. Ziemlich genau die Hälfte der gemachten Wege waren laut Umfrage über 5 Kilometer weit und damit länger als die klassischen Fahrrad-Distanzen.

Aus dem Resumé zum Potential von E-Rädern:

„Insgesamt hat sich gezeigt, dass Pede­lecs bei den Nutzenden auf großen Zu­spruch stoßenund für Arbeitgeber eine neue Option im Fuhrparkmanagementmit positiven Effektenbieten. Die Ein­führung sowohl im Markt als auch inden Unternehmen und Kommunen ist jedoch kein Selbstläufer, sondern sollte über die Anschaffung der Fahrzeugehinaus auch mit Ressourcen für Orga­nisation und Infrastruktur ausgestattet sein. Unternehmen und Kommunen kommt hier eine wichtige Katalysator­funktion zu, sowohl in Bezug auf die In­nenwirkung bei den Mitarbeiter/innen als auch – vor allem bei den Kommunen– bei ihrer Außenwirkung, wenn dieseals Vorreiter und Vorbilder ein neues Mobilitätskonzept im Alltag sichtbar machen.

VCD Besser E-Radkaufen

Bei der Nutzerumfrage des VCD Projekts „Besser E-Radkaufen“ wurden insgesamt 506 Fragebögen zur Nutzung und zur Zufriedenheit mit E-Rädern ausgewertet. Dazu flossen noch die Auswertung von knapp 5000 E-Rad Typentests mit ein.

Die Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass E-Räder mehr als alles andere als Ersatz für Autos genutzt werden – so gaben 74 Prozent an, unter anderem das Auto zu ersetzen, bei 21 Prozent waren es sogar ausschließlich Autowege. Über 70 Prozent der Befragten fahren regelmäßig über 10 Kilometer mit dem E-Rad, sehr häufig für Radtouren oder für den Weg zur Arbeit. Erstaunlich war die hohe Zufriedenheit mit den Fahrzeugen: 74 Prozent würden sich dasselbe Rad wieder kaufen, 25 ein anderes und nur 1 Prozent der Befragten würde sich nicht wieder ein E-Rad kaufen.

VCD Nutzerumfrage im Projekt Besser E-Radkaufen (Link öffnet ein pdf)

ILS Studie zur Aktzeptanz von Elektrofahrrädern

Bei dieser Online Umfrage wurden 2500 Menschen befragt, etwa ein Viertel davon war in Besitz eines E-Rads der Rest nicht. Anders als bei den anderen beiden Umfragen, kann man hier also auch Unterschiede zwischen Nutzer_innen und nicht-Nutzer_innen erkennen. Die Befragten werden zu Bereichen wie: Wofür eignen sich E-Räder gut oder weniger gut? Welche Hemmnisse sind entscheidend? Wie schätzen sie E-Räder hisichtlich bestimmter Eigenschaften ein?

Interessant ist, dass regelmäßige Fahrradnutzerinnen und -nutzer eine sehr negative Einstellung zu e-Rädern hatten. Das Ausprobieren von E-Rädern wirkt sich dagegen sehr positiv auf die Bewertung der selben aus- wer schon mal drauf saß dem gefällt es in der Regel auch. Das Pedelec-Grinsen bestätigt sich auch hier.

Weiter gibt die Studie noch differenzierte Einschätzungen zu wichtigen Handlungsfeldern wenn es um die Föderungen von (E)-Fahrradverkehr geht. Auch bezüglich der Verlagerungspotentiale weg vom Auto finden sich umfangreiche Expert_inneneinschätzungen und Umfrageergebnisse.

Mehr dazu hier:

Link zur Seite mit der Auswertung

Mini-Fazit

Die drei Studien sind sehr unterschiedlich aufgebaut, aber sie liefern eine Reihe von Hinweisen

  • Pedelecs sind auch für Fahrten im Berufsalltag breit anwendbar, die Entwicklung in diesem Bereich bedarf allerdings aktiver Förderung seitens Arbeitgbeber_innen und Kommunen
  • sie erhöhen die Reichweite gegenüber dem Fahrrad im Alltag deutlich
  • sie ersetzen sehr häufig Pkw Fahrten, Vielradler_innen haben dagegen die größten Abneigungen gegenüber E-Rädern

Ein laufendes Projekt, das die Nutzung von E-Rädern ausgewählter Testerinnen und Tester genau misst ist Pedelection – mehr dazu hier.

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OpenSource Lastenrad – Besuch im Gängeviertel in Hamburg

Einen Fahrradrahmen bauen – dazu muss man schweißen, braucht eine teure Werkstatt und jede Menge Expert_innenwissen. Richtig? Oder vielleicht doch nicht?

Ganz und gar nicht! Mit einem Haufen Aluprofile einer geeigneten Säge, einer Standbohrmaschine und der passenden Anleitung können Anna, Arthur oder Luca (oder sonstwer) einen Fahrradrahmen, dazu noch für schwere Lasten, selbst bauen. Und die sehen auch noch cool aus. Die Anleitung dafür ist OpenSource und wurde von der Gruppe N55 in Kooperation mit Till Wolfer entwickelt. Sie ist auf der Webseite www.n55.dk und auf der Webseite der Werkstatt Lastenrad kostenlos und frei verfügbar, letztere mit Fotos und weiteren Details zu Materialpreisen und Bauzeit.

3/2014: Hier ein Interview mit Till auf der Beliner Fahrradschau, wo das zweite xyz Modell präsentiert wurde.

Komm in die Gänge!

Wer das ganze mal „in Natura“ sehen will, der oder die kann derzeit Till Wolfer aus Hamburg in seiner offenen Werkstatt im Club Meta im Hamburger Gänge Viertel besuchen. Nach Absprache bietet Till dort in den nächsten Wochen neben der Ausstellung auch an, das Bauen eines der XYZ Spaceframe im Rahmen eines Workshops zu begleiten. Also „Kommt in die Gänge“ und eignet Euch die Produktion eines vollwertigen Cargobikes selbst an!

Und wie sieht das aus? (die besten Bilder zum Schluss!)

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Und wie fährt es sich?

Ich bin das Rad kurz Probe gefahren – das Teil ist mit ca. 30 Kilogramm relativ leicht und fährt sich gut. Der Rahmen fühlt sich ziemlich steif an, anders als manch dreirädrige Lastenrad mit Front-Kiste, das ich in letzter Zeit so gefahren bin. 150 Kilogramm Zuladung nebst Fahrerin sind kein Problem. Die Lenkung ist anders als bspw. bei den Christiania Bikes, bei denen man gleich die ganze Kiste lenkt: Beim xyz werden nur die beiden Laufräder vorne gelenkt, die Ladefläche steht still. Dadurch fühl sich das Lenken etwas direkter an, allerdings ist auch der maximale Lenkeinschlag stärker begrenzt. Zu den Kosten: Materialkosten mit Gebrauchtteilen im Selbstbau: 250-400Euro, mit Neuteilen etwa das doppelte. Das teuerste sind die Laufräder, der Rahmen mit Schrauben kostet um die 160 Euro.

xyz Spaceframe Vehicles mit „e“?

Nun, der e-Rad Hafen hätte das „e“ nicht verdient, wenn er nicht auch nach der Möglichkeit der Elektrifizierung des CargoBikes gefragt hätte… und siehe da – auch das gibt es bereits im Prototyp in Kopenhagen. Allerdings ist die Auswahl der richtigen Komponenten wie Motor, Controller und Akkus nicht einfach und auch die Kontrolle über das Zusammenspiel zu erlangen ist kein Selbstläufer. Vielleicht ein Fall für eine Kooperation mit Leuten, die sich auf  das Nachrüsten von Elektroantrieben spezialisiert haben? Über erste Kontakte wird gemunkelt…

UPDATE 3/2013: Die Variante mit „e“ ist geschafft, die dazu gehörigen Bilder von der VELOBerlin gibt es hier.

Übrigens eine Händlersuche und viele gute Infos zu Lastenrädern gibt es vom VCD – für Privatleute und für Unternehmen.

Mehr e-Rad Hafen zu Lastenrädern

Akku Prototyp mit 400Wh pro Kilogramm

In den USA hat ein Akkuhersteller (Envia Systems) einen neuen Prototyp vorgestellt, der bezüglich der Energiedichte einen weiteren großen Schritt nach vorne bedeutet. Der Akku kann herausragende 400Wattstunden pro Kilogramm speichern (Wh/kg), das ist in etwa das doppelte dessen, was ein Spitzenprodukt eines E-Rad Herstellers heute speichert. So hat der Impulse Akku bei knapp 3kg 540Wh, also eine Energiedichte von 180Wh/kg. Der große Akku des Green Mover Antriebs wird 684Wh bei etwa 4kg, also 170Wh/kg schaffen, der neue Bosch-Akku wird, wie der Impulse-Akku 180wh/kg leisten (der alte Bosch-Akku Boschsystem hat mit 288Wh bei 2,5 Kilogramm etwa 115Wh/kg).

— zur Bedeutung von Wattstunden (Wh) gibt es hier eine FAQ

Natürlich haben diese Akkus alle noch ein Batteriemanagement-System (BMS) und ein Gehäuse, und wiegen daher vll. 500 Gramm mehr, dennoch, wenn eine Akku wie der Envia Akku serienreif ist, wird er die Reichweiten gängier E-Rad Akkus noch weiter erhöhen oder sie bei gleicher Reichweite wesentlich leichter machen.

Das Fernziel, ein ein Kilogramm schwerer Akku mit dem 1oo Kilometer Reichweite bei voller Unterstützung möglich sind, rückt immer näher.

Technik

Die Anoden des Akkus sind aus aus Siliziumkarbid, einen speziellen Hochspannungselektrolyten. Die Kathoden sind aus Mangan. Bis die Akkus praxisreif sind, wird noch eine Weile vergehen, denn so hohe Energiedichten bedeuten hohe Anforderungen an die Batterisicherheit – besonders die Erhitzung im Betrieb ist ein Knackpunkt. Noch ein bisschen länger wird es dann möglicherweise dauern, bis die Technik auch an E-Rädern zu finden ist, denn wie es in einer Auto normativen Welt nun mal ist, wurden die Akkus für die Verbesserung von E-Autos entwickelt…

Weitere Infos zum Thema

Bericht auf Elektro.de

Webseite von Envia Systems:  enviasystems.com

e-Rad Hafen: Zukunftsmusik 11/2011: Akkus

 

Für eine ganz andere EU Radpolitik – Memorandum zur Dänischen Ratspräsidentschaft

Zur Dänische Ratspräsidentschaft haben die European Cyclist Federation (ECF) und die Danish Cyclist Foundation (DCF) ein Memorandum zur Förderung des Radverkehrs auf EU Ebene verfasst. Der e-Rad Hafen hat es gelesen, hier eine etwas ausgebaute Synopsis –  mit einem kleinen Holland-Special zum Schluss.

Jeder Kilometer Radfahren bringt der Gesellschaft einen Euro

Radfahren ist gut für die ökonomische Entwicklung, das ist die zentrale Aussage des Texts. Da EU weit 50% der Autowege kürzer als 5km sind, ist das Verlagerungs-Potential enorm. Radfahren spart der Volkswirtschaft viel unproduktive Zeit, denn mehr Radverkehr heißt weniger Stau und kürzere, besser kalkulierbare Reisezeiten. Dazu kommen erhebliche günstige Gesundheitseffekte. Das Memorandum nimmt auf eine Forschungsarbeit der Uni Wien Bezug und beziffert den gesellschaftlichen Vorteil eines Radkilometers gegenüber einem Pkw-Kilometer auf knapp einen Euro.

Eine mutige und forsche Radpolitik sei daher notwendig und sinnvoll. Zentrale Forderungen des Papiers sind:

  • breite Image-Kampagnen zur Förderung des Radverkehrs, da Effizienzsteigerungen bspw. im Pkw-Sektor aus Klimasicht nicht mal ausreichen um das wachsende Verkehrsaufkommen zu kompensieren
  • 15% der EU-Ausgaben im Transportsektor (knapp 2 Mrd. der jährlich 13 Mrd. €) sollen für Rad- und Fußverkehr ausgegeben werden – derzeit sind nur 0,7% dafür vorgesehen (mehr Infos warum die EU Verkehrsinvestitionen bisher so oft am falschen Platz landen – nämlich auf der Straße – gibt diese Publikation der europaweiten NGO T&E)
  • urbaner Raum muss effizienter genutzt werden; Fuß- und Radverkehrsflächen müssen auf Kosten von Flächen für Autos ausgebaut werden
  • jede Stadt mit mehr als 100.00 Einwohnern soll einen Plan für nachhaltige Verkehrsentwicklung erarbeiten (Sustainable Urban Mobility Plan – SUMP), wenn sie EU Gelder bekommen möchte

Wohin das Geld fließen soll

Im wesentlichen sind fünf Infrastruktur-Bereiche angeführt

  • Innersädtische Radwegnetze
  • Suburbane, regionale oder nationale Netze: Fahrrad-Schnellwege
  • Europäische Infrastruktur: EuroVelo, 70.000km EU-weite Langstrecken-Radwege, sollen als Teil des TEN-T Programms gefördert werden
  • Radverleih-Systeme
  • Fahrradabstellanlagen an intermodalen Knotenpunkten bspw. Bahnhöfen
Sonnenaufganng. Foto: e-Rad Hafen

Holland: 27% Radverkehr für (k)einen Cent Mineralölsteuer

Holland wird als Best Practice Beispiel angeführt. Es hat einen Radverkehrsanteil von 27% am Modal Split. Insgesamt investiert das Land im Jahr 410 Millionen € in den Radverkehr. Das sind 25€ pro Jahr und Einwohner_in. In Deutschland käme man bei 25€ pro Kopf auf jährlich 2 Mrd. €. Klingt viel, ist es aber nicht. Man könnte diese Summe für ca. 0,5 Ct. Erhöhung der Minerölsteuer erhalten (bei 660 Mrd. Liter Kraftrstoffverbrauch, die laut UBA jährlich in Deutschland anfallen und der Annahme, dass von 1 Cent Steuern 60% beim Staat landen und 40% abgeschrieben werden).

Übrigens: In Berlin kommen derzeit pro Kopf und Jahr von Bund und Land 2,4€, wie hier vorgerechnet. Ein Zehntel der Ausgaben in Holland. Im Idealfall steigen die Ausgaben bis 2017 um 3€ pro Berliner_in. Wow!! Man quält das Fahrrad mit haushalterischer Ignoranz.  Dass der Radanteil in Berlin dennoch langsam wächst, ist auch Verdienst derer, die aus wenig Mitteln gute Radpolitik machen, zeigt aber auch unter welch widrigen Bedingungen die Menschen immer noch Fahrrad fahren wollen.

Vom holländischen Budget werden etwa 100 Millionen genutzt, um bis 2020 ein 675km umfassendes Radschnellweg-Netz zu schaffen. Je nach Szenario rechnet sich das aufgrund der Verkehrsverlagerung erheblich, wie die Abbildung zeigt.  Interessant für e-Rad Fans ist, dass die Studie einen mit jährlich 344 Mio.€ mehr als  doppelt so hohen Nutzen schätzt, wenn 50% der holländischen Räder e-Räder sind, da dann mehr Autowege ersetzt werden (zum Vergrößern aufs Bild klicken):

Kosten Nutzen Rechnung der holländischen Radverkehrsplanung
Kosten Nutzen Rechnung der holländischen Radverkehrsplanung, Quelle: DCF and ECF Memorandum Danish Presidency I/2012

 

 

 

 

e-Rad Hafen Fazit

Das Memorandum und vor allem das Beispiel Holland zeigt: Fahrradförderung ist in Anbetracht ihres potentiellen Nutzens in der EU und in Deutschland krass unter finanziert. Einige Länder haben das begriffen, dazu gehören Dänemark und Holland. In diesen Ländern wird pro Kopf ein Vielfaches für den Radverkehr investiert (ohne freilich Unsummen auszugeben). Großstädte dieser Länder wie bspw. Amsterdam oder Kopenhagen bieten eine hohe Lebensqualität. Die Innenstädte werden attraktiver, sicherer und ruhiger die Menschen gesünder und das Klima geschont. Volkswirtschaftlich weißt alles darauf hin, dass ein in den Radverkehr investierter Euro eine äußerst kluge Anlage ist.

In Anbetracht dieser Konstellation sind die Forderung des Memorandums völlig im Rahmen. Dass sie so ambitioniert wirken, liegt wohl eher daran, dass Fahrrad- und Umweltverbände und Parteien wie die Grünen politisch viel zu defensiv aufgestellt sind, viel zu geringe Forderungen stellen. Es ist es an der Zeit, bspw. 15% der Verkehrsinvestitionen für Rad und Fußverkehr immer und überall zu fordern. Die besseren Argumente hat man auf seiner Seite – und zunehmend auch die meisten Menschen.

Andere e-Rad Hafen Artikel zum Thema

 

ECF Studie II: E-Räder als Pendelmaschine!

Wie im letzten Beitrag diskutiert, geht die Studie der European Cyclist Federation (ECF) davon aus, dass E-Rad fahren genauso wenig CO2 verursacht, wie normales radeln. Die Frage, welches Transportmittel ein E-Rad ersetzt, verliert damit etwas an Bedeutung. Solange nicht alle Wege zusätzlich sind, oder Fußwege ersetzt werden, schaden E-Räder auf keinen Fall. Jeder Weg, der zuvor mit Auto oder ÖV gemacht wurde, ist dagegen ein Gewinn fürs Klima.

aktueller Nachtrag 5/2016: Wer mit dem Rad zur Arbeit kommt, ist auch deutlich weniger krank, das zeigt die als pdf Verlinkte Studie von ecolibro und Juliane Kemen —

Nach einer holländischen Studie mit 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ersetzen E-Räder meist Auto- (39%) oder Fahrradfahrten (45%). Das ist eine ziemlich gute Quote, andere Studien gingen eher von knapp 30% ersetzten Autofahrten aus. Geht es ums Pendeln, ist die Bilanz noch besser hier werden 41% Auto- und 39% Fahrradfahrten ersetzt. Da Holland einen recht hohen Radanteil hat, ist es durchaus plausibel, in anderen Ländern noch mehr ersetzte Autofahrten anzunehmen.

Besonderheiten E-Rad gegenüber dem normalen Fahrrad?

In der gleichen dänischen Studie findet sich, dass Menschen, die ein E-Rad besitzen in der Regel 22% mehr damit fahren als zuvor mit einem normalen Fahrrad. Wird das E-Rad fürs Pendeln, also für Arbeitswege, genutzt sind es sogar 75% mehr. Der Grund dafür ist, dass 51% der Pendler häufiger das Auto stehen lassen, seit sie ein E-Rad haben. Außerdem steigt die durchschnittliche Distanz der Pendelwege um 56% von 6,3 auf 9,6 Kilometer.

Potential von Fahrrad und E-Fahrrad auf dem Arbeitsweg

Das macht deutlich, welches Verlagerungspotential (Elektro)fahrräder aufweisen. In Deutschland sind 45% der Arbeitswege unter 10km (siehe Grafik unten, häufig sind die Distanzen, die gependelt werden häufig auch länger, als 10km. Für diese Strecken kann die Kombination von (e)-Rad und ÖV dem Auto besser Konkurrenz machen -allerdings nur bei problemloser Fahrradmitnahme bzw. guten Abstellanlagen).

Von 34 Millionen Erwerbstätigen fahren dennoch nur 8%, oder etwa 3. Millionen Menschen mit dem Rad, fette 60% sitzen im Auto (siehe zweite Grafik unten, einfach auf „vor“ klicken. Weitere Infos des Statistischen Bundesamts, hier). Es könnten gut und gerne 45% sein, also gut 15 Millionen Arbeitende. In Anbetracht dessen wird deutlich wie wichtig und zugleich unter repräsentiert Projekte wie „Mit dem Rad zur Arbeit“ sind. Arbeitenden, die mit dem Rad zur Arbeit fahren wollen, sollte man eines schenken, statt ihnen Dienstwagen zu vergünstigen. Was für ein Hohn erst, dass der Berliner Senat seinen Abgeordneten nicht einmal Diensträder statt – wagen erlaubt (siehe taz am 24.11.2011)!

2012_PendlerEntfernung_1

Fazit

Auch in diesem Zusammenhang gilt: Radverkehrsforderung sollte derzeit die vornehmste Pflicht jedes (EU)-Staates sein. Warum nicht einmal ein bisschen wie beim EEG vorgehen:

Der Bund setzt feste, strenge Kriterien für Radverkehrsprojekte und finanziert alles, was diesen Kriterien entspricht und einen bundesweiten Leuchtturmcharakter hat. Schluss mit schrumpfenden Fördertöpfen! Mal sehen, wie viel Geld und Projekte im Radbereich umgesetzt werden können.

ECF-Studie: Elektroräder und Klimawirksamkeit

In der Studie „Cycle more Often 2 cool down the planet! -Quantifying CO2 savings of Cycling“ der European Cyclist Foundation, die letzte Woche veröffentlicht wurde, werden die CO2-Emissionen verschiedener Verkehrsmittel pro Kilometer berechnet.

Das haben schon viele andere getan, allerdings nicht für Fahrräder. Denn da scheinen die Emissionen ja erst mal Null zu sein. Wenn man allerdings wie die ECF die Produktion des Rads und den Kraftstoffverbrauch sowie die -produktion (beim Rad den zusätzlichen Nahrungsbedarf der Fahrenden) berücksichtigt, wird es komplizierter. Eine solche Lebenszyklus-Analyse* ist aber gleichzeitig wesentlich aussagekräftiger als eine reine Betrachtung des Betriebs. Besonders spannend ist die Studie, weil sie das Ganze auch noch für E-Räder und Autos durchrechnet.

13 mal besser als Pkw, (e)-Radfahren schont das Klima! Foto: ECF

Fahrrad

Für ein Rad, das 8 Jahre lang 2400km pro Jahr gefahren wird (gesamt also 19.200km) fallen laut Studie durchschnittlich 5gCO2/km für Produktion und Erhalt an. Die Studie geht davon aus, dass der menschliche Energieverbrauch durch die Anstrengung ansteigt. Daher kommen ca. 16gCO2/km für die Produktion des zusätzlichem Essen für den Fahrenden dazu (diese Annahme orientiert sich am EU-Schnitt der Nahrungsproduktion pro Kalorie, im Einzelfall hängt das sehr stark von der Menge tierischer Produkte in der Nahrung ab). Gesamt Fahrrad: 21gCO2/km (Personenkilometer).

E-Rad/Pedelec

Beim e-Rad  (gleiche Lebensdauer) sind die Werte zunächst höher, die Studie setzt 7gCO2/km für Produktion und Erhalt an, vor allem Akku und Motor erhöhen die Werte. Dazu kommen 9gCO2/km für den Energieverbrauch (dieser Wert hängt stark von der Menge Kohle im Strommix ab). Da der Fahrende insgesamt deutlich weniger Energie verbraucht als beim normalen Fahrrad, fallen allerdings lediglich 6gCO2/km für die Essensproduktion an. Gesamt E-Rad 22gCO2/km (Personenkilometer)

Auto

Für Autos wird eine Lebensdauer von 160.000km angenommen. Bei der Produktion eines  im Schnitt 1200kg schweren Autos fallen etwa 42gCO2/km an. Die Studie geht von einer Auslastung von im Schnitt 1,57 Personen pro Auto aus, bei Pendlern 1,16. Der Streckenmix wird mit 70% Stadt, 20% Landstraße und 5% Autobahn angenommen. Damit kommen ca. 229gCO2/km für die Produktion und das Verbrennen des Kraftstoffes dazu (das variert etwas je nach Kraftstoff). Gesamt Auto: 271gCO2/km (Personenkilometer)

Fazit E-Räder und Fahrräder jeweils etwa zehnmal sparsamer als Autos

Das Ergebnis der Studie legt also nahe, dass die Emissionen pro Personenkilometer um etwa Faktor 13 kleiner sind, wenn statt dem Auto das Fahrrad genommen wird (wer die eigenen Einsparpotentiale mal durchrechnen will, kann mit etwas Anpassung diese Zahlen in den e-Rad Hafen Klimarechner eingeben). Entgegen vieler Einschätzungen ist dieser Wert auch mit dem Elektrofahrrad sehr ähnlich (siehe bspw. meinen Gastbeitrag im Blog der Radspannerei).

Die Emissionen für Bau und Erhalt und Bau der Pkw-Straßeninfrastruktur würde diese Werte wohl noch wesentlich deutlicher pro (e)-Fahrrad ausschlagen lassen.

Wenn die EU und ihre Mitgliederstaaten also etwas fürs Klima tun wollen, dann kann das nur heißen:

Fördert den Radverkehr, wo immer es möglich ist!

Menschen gehören für Kurzstrecken aufs (e)-Fahrrad und das wird nur passieren, wenn die Politik aufhört, nach der Pfeife der Autoindustrie zu tanzen und parallel den Radverkehr vor sich hindümpeln lässt.

Die ECF kommt außerdem zu der Einschätzung, dass 12-26% der bis 2050 in der EU nötigen CO2-Einsparungen im Transportsektor erreicht werden könnten, wenn alle so viel radeln würden wie Däninnen und Dänen bereits heute (mehr dazu auch beim BikeBlogBerlin).

* Infrastruktur und Entsorgung/Recycling wurden nicht betrachtet.