Zu Gast in Mechelen

Mechelen liegt ziemlich in der Mitte zwischen Antwerpen und Brüssel eine der ältesten Passagierzug-Linien auf dem europäischen Festland (eröffnet 1835). Als Teil von Flandern wird hier viel Rad gefahren, auf den Fotos kann man den Radweg nach Antwerpen sehen, er führt immer entlang der Bahnstrecke. 24 Kilometer Perfekt zum Pendeln mit dem E-Rad, nach Brüssel ist der Radweg noch nicht ausgebaut, dafür fährt man mit dem Zug – das Auto jedenfalls ist hier keine gute Idee: Antwerpen und Brüssel sind in den Top-Ten der Städte mit dem höchsten Stauaufkommen (laut Inrix Scorecard).

Die belgische Siedlungsstruktur ist Hauptgrund für dieses Problem, wie mir meine Bekannten aus Mechelen erklärten – viele Siedlungen entwickelten sich entlang der Landstraßen, so genannte „Straßendörfer„. Sie haben keine Zentren, der Erhalt der Infrastruktur (Abwasser, ÖPNV, Strom) ist wegen der langen Wege teuer und die meisten nehmen das Auto,um in die nächste Stadt zu fahren – durch zahlreiche Wohngebiete hindurch. Das provoziert Konflikte. Bei meinen Bekannten in Mechelen wurde nun die Bahnunterführung testweise an drei Stellen für den Kfz-Verkehr gesperrt (die Foto unten zeigen zwei davon). Bis vor wenigen Wochen war die Durchfahrt noch frei, so wie hier auf google-StreetView zu sehen (Bilder dort von Juli 2014).
Der Durchgangsverkehr muss nun außenherum über eine Ringschnellstraße fahren, auch für Anwohner*innen werden die Auto-Wege dadurch länger. Dafür ist es ruhiger und nicht mehr so gefährlich, bspw. auf dem Weg zur Schule. Der Konflikt polarisiert, schwarze Müllsäcke aus dem Fenstern hängen lassen heiß „gegen die Sperrung“, buten Girlanden heißt „dafür“. Dazu gibt es noch die „nicht Übertreiben“ A4 Blätter, sozusagen die gemäßigt Konservativen. Es geht also heiß her in der Vorstadt. Und in ein paar Wochen ist dann Referendum… ich drücke den Auto kritischen Mecheler*innen die Daumen.

Die Facebookseite der Initiative Thuis in Nekkerspoel

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Lastenräder auf der IAA Nutzfahrzeuge 2014

Lastenräder rollen nach vorne und haben es jetzt auch auf die IAA Nutzfahrzeuge geschafft. Hier Bilder vom VCD-„Lasten auf die Räder“ Standalle Räder sowie Aufnahmen vom Pressegespräch mit Gertrud Sahler (Abteilungsleiterin im BMU) und Michael Ziesak (VCD Bundesvorsitzender) und dem Besuch der verkehrspolitischen Sprecherin der SPD im Bundestag Kirsten Lühmann. Auch die Grünen Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel und Stephan Kühn besuchten den Stand. Aber es finden sich noch mehr Lastenräder auf der IAA zum Beispiel ein PedalPower-Rad beim LKW-Aufbauten Hersteller KRONE (im Bild sitzt Geschäftsführer Ralf Faust auf dem Bike) oder ein Postrad bei StreetScooter. Weiter unten noch eine kleine Presseschau zum Thema.

IAA? Mehr Fahrrad als man denkt :-)!

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Weitere Bilder und Berichte von der IAA Nutzfahrzeuge

Pressespiegel IAA und Lastenrad

Fachmedien

Kleines Best-off der Kommentare zum Spiegel-Online Artikel

Der Artikel mit dem Titel „Fahrrad als LKW: Laster ohne Laster“ hat – wen wunderts – kontroverse Diskussionen hervorgerufen. Hier ein paar Highlights:

1. Im Winter untauglich, wer sein Geschäft ganzjährig betreibt, kauft sich lieber einen sparsamen Kleinwagen, und ist auf der sicheren Seite, hat zudem noch Reserven, was Radius und Transportmenge anbelangt. Es ist wirklich langsam arg befremdlich, dass deutsche Start-Ups fast allein davon zehren, die Dritte Welt oder besser deren Mängel zu kopieren und dann an allen Realitäten vorbei in den Verkauf bringen zu wollen. Wir waren mal führend in der Welt, wenn es um Innovationen geht. Und heute? Nur noch Waldorfgebastel und grüne Feelgoodgadgets, zu Preisen wie bei Scheichs…

2. Fragen Sie doch mal die Handwerker und Lieferdienste auf den autofreien ostfriesischen Inseln, da gibt es diese Lastenfahrräder schon seit Jahren. und wie man hört zur vollen Zufriedenheit – kaum Wartungskosten, kleine Stellfläche.

3. Idealbild des VCD in Maos China weit verbreitet – insofern muss man sich fragen, woher diese neue Idee kommt. Hat jemand alte Filmaufnahmen gesehen? Statt abgasarme Fahrzeuge zu propagieren, setzt man hier auf ein für den Lastentransport überkommenes Verkehrsmittel. Man könnte nun noch weiter gehen und den Einsatz von Mauleseln fordern

4.a Da stellt sich die Frage welche Haftung von wem übernommen wird wenn ein immerhin dann ca.200KG schweres gewerbliches Fahrzeug auf einen Fußgänger oder ähnliches trifft .Mit 25 Std/km — dazu:

4.b das wäre ja die Geschwindigkeit einer Schnecke (0,04 km/Std). Da kann dann dem Fussgänger wirklich nicht passieren. Zum Transportgut: Empfehle Rotwein, der hat dann Zeit zum Altern. Und nicht zu alte Fahrer nahe der Pensionsgrenze.

Mehr e-Rad Hafen

Mit dem E-Rad nach Südfrankreich Etappe 4: Lyon – Valence

Lyon ist mit Strasbourg, Nantes oder auch Paris eine der französischen Großstädte, in denen in den letzten Jahren richtig Dynamik in den Radverkehr gekommen ist, „Vélo’v“ zum Beispiel wird so intensiv genutzt, wie in kaum einer anderen Stadt ein öffentliches Fahrrad-Verleihsystem. Mein Eindruck war, dass ca. jedes dritte Rad eines der schlichten Räder mit großen Korb vorne war. Ansonsten mischt sich außer Lastenrädern alles was die Radpallette hergibt – hippe Fixies, vintage Rennräder, e-Kompakträder, Hollandräder. Fahrradfahren ist ganz offensichtlich angesagt.

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Die Fotos zeigen neben Radler*innen auch die Umgestaltung des östlichen Rhôneufers, wo man nicht nur gut radeln -, sondern auch joggen, gehen und mit Leuten auf der Wiese sitzen kann (Anm.: Die angrenzenden ehemaligen Arbeiterbezirke, etwa das dritte Arrondissement, durchlaufen parallel zur Aufwertung des Flussufers übrigens die aus vielen anderen Innenstädten bekannten Gentrifizierungsprozesse, wie mir am Abend von einigen Lyoner*innen erzählt wurde. So wurde das Schwimmbad, das auf dem ersten Foto  zu sehen ist, aufwendig saniert und kostet jetzt statt zwei Euro sechs Euro Eintritt. Auf demselben Foto erkennt man im Hintergrund auf der anderen Flussseite ein prunkvolles Gebäude, ehemals ein öffentliche Krankenhaus – es wurde kürzlich geschlossen. Nach der Sanierung wird hier der  Luxushotelkomplex „Hôtel-Dieu de Lyon“ mit Shoppingmall öffnen, hier ein Bericht auf Spiegel Online).

Schön und biestig – Lyon von der Uferpromenade zum „Route de Soleil“ – Moloch

Dass noch nicht alles so toll zum radeln ist, wie die Uferpromenade, zeigen die Fotos danach; per GPS Navigation kommt man zwar irgendwie heraus aus Lyon und auf die ViaRhôna, aber wie! Man fährt am Stadion „Stade de Gerland“ vorbei durch den gigantischen Hafen und dann an der 6-spurigen D383  auf sehr schmalen von Wurzeln durchzogenen Radwegen an Autobahn A7 („Route du Soleil“) und A450 entlang durch ein Wust aus Lärm, Autobahnbrücke und „Flächen-Verschnitt-Stücken“ zwischen den beiden Rhone-Flussläufen. Ein echter urbaner-Betontrip. Als einmaliges Ereignis durchaus empfehlenswert, für den täglichen Gebrauch wohl eher nicht.

Erst ein paar Kilometer vor Givoirs, auf der westlichen Seite der Rhône gelangt man nach Irigny und Grigny  und es wird richtig idyllisch (Fotos von einem Marktplatz und der Aussicht über Lyon).

Kontrastreichtum auf der ViaRhôna

Die weitere Etappe nach Valence ist dann meist landschaftlich ganz wie im Bilderbuch  -wunderschöne Flussauen, Weinberge, römische Ruinen, Staudämme und Industrieruinen, die von der teilweisen de-Industrialisierung der Region zeugen. Nur an wenigen Stellen z.B. bei Sablons kommt man mit starkem Verkehr in Berührung – die Ausschilderung der Route ist gut und wenn man die Beschreibungen der Wegeabschnitte auf ViaRhôna genau liest, kommt man gut durch bis Tournons-sur-Rhône, von wo aus man dann über ein noch nicht ganz fertiges Stück des Radweges Valence erreicht. Meine Route ging hier auf die Rhône Insel bei Glun, dann über zwei Staudämme, einer davon der große Centrale Électrique de Bourg-Lès-Valence. Von der östlichen Flussseite gelangt man dann am Ufer entlang auf eine Brücke über  die A7 direkt nach Valence.

Fazit zum Tage

Um aus Lyon heraus zu kommen, war das Falk Navi richtig super, diesen Weg wäre ich niemals von alleine gefahren!

Auf der überwiegend ebenen weiteren Strecke erhöht sich die Reichweite der Akkus deutlich, heute waren die 150 Kilometer vorm Ende des zweiten Akkus erreicht, der erste hatte  auf „Stufe 2/Tour“ gut 80 Kilometer gehalten.

Die Strecke raus aus Lyon und von Tournons nach Valence ist nicht einfach zu finden und in Lyon ist man heftigem Verkehr ausgesetzt, dafür liefert die Etappe einen extrem Reichtum an Kontrasten. Ein absolut lohnender Weg! Wer weniger Verkehr möchte, kann allerdings auch mit dem Zug bis nach Givoirs fahren – die Fahrradmitnahme ist in Frankreich (noch) in allen Zügen außer TGV kostenlos möglich.

Mehr e-Rad Hafen? Hier Berichte zur Eurobike 2014 und die bisherige Tour:

 

Mit dem E-Rad nach Südfrankreich Etappe 3: Bern – Genf – Lyon

Der CarVe war spannend, es waren sehr unterschiedliche Leute da, Händler, Nutzer*innen, Vertreterinnen von Herstellern, Consultants oder etwa Vertreter einer großen Supermarktkette. Weitere Vernetzung der D.A.CH-Region (D=Deutschland; A-Österreich und CH=Schweiz ist angedacht) zum Thema CargoVelo wurde besprochen – zunächst bspw. sich regelmäßig zu treffen und ggf. eine gemeinsame Lastenrad-Agenda auf zu stellen.

Von Bern nach Lyon

Aber weiter zur Tour! Ich hab mich entschieden, mit dem Regionalzug nach Ins zu fahren und dann auf der Route Nr. 5 von Ins nach Yverdon zu fahren – auf der Südseite des Lac de Neuchatel. Von dort dann über die Route 50 nördlich des Lac Leman am südlichen Jurafuß entlang und etwa ab dem Ort Rolle direkt am Nordufer des Sees auf der Route 1 nach Genf. Die drei Abschnitte sind jeweils gut 50 Kilometer lang und so saß ich bei einem Schnitt von 24 km/h netto über sechs Stunden auf dem Sattel.

Flaches Terrain, deutlich mehr Reichweite!

Besonders der erste Abschnitt ab Ins ist sehr eben und es gibt lange Stücke auf denen man einfach geradeaus an der Unterstützungsgrenze um (26km/h) dahin rollen kann, das Mavaro rollt sehr leicht, der Motor muss fast nichts tun. Stück für Stück werden die Dörfer „französischer“ (nicht nur die Sprache), es gibt einen Dorfplatz in der Mitte, die Gebäude sind kleiner und  fast alles ist aus Naturstein, viele Straßen sind gepflastert. Die Strecke verging im Fluge und gegen Nachmittag wurde es richtig sonnig. Erst nach 91 Kilometern mitten auf Route 50 musste ich den Akku wechseln.

Die Route 50 ist deutlich bergiger – selbst mit Motor  (Stufe 2 „Tour“) sind einige Anstiege  echt anstrengend – aber es lohnt, wie die Bilder von Eseln und Obstbäumen zeigen. Die Route führt auch nach Genf, man fährt dann aber gar nicht am See entlang, sondern bleib oberhalb.

Daher ging es auf der Höhe von Rolle hinab zum See – auf der extrem flotten Abfahrt passierte ich kurz die 60km/h – dabei ist es ein gutes Gefühl kräftige Scheibenbremsen zu haben, das Mavaro ließ sich auch immer noch recht sicher fahren. Dennoch bei einem Diamantrahmen gefällt mir der Akku am Gepäckträger nicht so gut. Er erhöht den Schwerpunkt des angehängten Gepäcks, da der Gepäckträger höher ist und es liegt mit dem Akku noch mehr Gewicht hinten und das merkt man am leichten Schwingen des Hecks.

See-Routen nicht immer am See

Unten auf Route 1 angekommen, stellte ich fest, dass diese mir gar nicht so gut gefiel; wie schon bei Route 5 fährt man meist nicht direkt am See. Doch während Nummer 5 das mit schönen Feuchtbiotopen in Ufernähe kompensiert und dann plötzlich doch eine kleine Bucht mit Blick auf den stürmischen See und die Kite-Surfer*innen bietet, fährt man auf Route 1 immer wieder weg vom Ufer unter der Autobahn durch und dann wieder zurück. Ein etwas lästiges ZickZack durch monotone Siedlungen und Weinfelder.  Die Zielkilometer nach Genf werden zäh.

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Gegen Ende war ich allerdings auch ganz schön fertig – trotz der leckeren Chimpanzee Power Riegel und den ebenfalls leckeren Berner-Mandelbärli – 150 Kilometer sind auch auf dem E-Rad eine Menge, über sechs Stunden reine Fahrtzeit eben.

Punkt 17:30 war ich dann trotzdem in Genf kaufte mir ein Ticket nach Lyon, watschelte mit dem Rad an den französischen Grenz-Beamten vorbei auf das Gleis für die Züge nach Frankreich. Die zweistündige Zugfahrt ist traumhaft schön und es wurmte mich, die Streck nicht mit dem Rad zu machen – tolle Berge, Flusstäler und verlassende Industriegelände. Eine fantastische Mischung.

Einige Stunden später klang der Tag mit einem Rotwein am Rhoneufer in Lyon aus, was ebenfalls fantastisch war.

Mehr e-Rad Hafen? Hier Berichte zur Eurobike 2014 und die bisherige Tour:

Mit dem E-Bike nach Südfrankreich, 2. Tag

Der zweite Tag hat viel besseres Wetter beschert, nach einiger Überlegung habe ich mich daher für Schönheit und gegen Effizienz entschieden – das Falk Lux-Navi wurde wieder angewiesen, Verkehr zu vermeiden, damit meine Tour nicht nur an der Autobahn lang geht (siehe Bilder mit Kommentaren heute mal mit Bildkommentaren). Damit stieg die Distanz wieder auf deutlich über 140 Kilometer und da ich gegen 17 Uhr in der Bern an der Aare sein wollte, entschied ich mich, gegen 16 Uhr in einen Zug zu steigen.

Wo es lang ging

Trotz Verkehr vermeiden: Zürich hat viel Beton, und scheinbar auch Scherben auf der Straße, denn kaum in der Stadt, war mein Hinterrad platt. Nun ja, mit Gepäckträgerakku, reichlich Gepäck und der relativ aufrechten Sitzposition auf dem Mavaro bekommt das Rad hinten einiges ab. Ich hoffe mal, der Plattfuß bleibt ein Einzelfall.

Auf der Suche nach einem Händler fuhr ich dann noch ein paar lohnende Kilometer durch die City und sah, dass es hier einige gute Dinge bzgl. Radverkehr zu sehen und berichten gibt z.B.:

  • Diensträder von der Stadt,
  • platzsparende hydraulische Rad-Aufhängeanlagen
  • und dass mein Zürcher Händler gleich zwei Bullits hatte und sie seiner Auskunft nach gut verkaufte

Nach Zurich ging es dann zunächst wunderschön den Fischerweg am Limmat, dessen Ufer und Flusslauf renaturiert wird, entlang. Danach dann munter weiter auf wunderbaren Wanderwegen – ein zwei mal schickte mich das Navi auch auf Forstwege, die so gut wie nicht mehr da waren oder eine steile Wiese hinauf – kein Problem, denn wenn man weiter fährt, statt abzubiegen, findet das Gerät sehr schnell eine Alternative. Dennoch änderte ich die Routeneinstellung auf „Wanderwege vermeiden“.

Nach 58 Kilometern in Lenzburg war der erste 400Wh-Akku dann alle, ich war im wesentlichen in Stufe 2 unterwegs, nur auf einer heftigen Steigung bei Bellikon, beim Egelsee, auf Stufe 3 (nach der es dann richtig geil bergab ging).

Die Strecke führte an vielen Äckern und Biohofen vorbei durch gemütliche Dörfer, die immer wieder diesen speziellen „Schweizer-Mix“ aus bäuerlicher Fachwerkarchitektur und postmodernen Anbauten aufweisen -insgesamt scheint mir, dass in dieser Region der Schweiz sehr viel gebaut wird.

Nach Lenzdorf ging es dann noch eine Weile auf der Veloroute 34 „Alter Bernerweg“ weiter bis ich dann rechtzeitig in den Zug stieg um mich auf meinen Lastenrad-Vortrag morgen beim CarVe vorzubereiten.

Hier die Bilder:

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Zwischenfazit vor dem Ruhetag

Bisher ist auf dieser wunderschönen Tour vom soliden und gut ausgestatteten Cannondale-Rad über die sehr kontrastreiche, praktisch evil eye-Brille mit Wchselgläsern bis zu den leckeren Chimpanzee-Riegeln und den 100% wasserdichten GORE BIKE Wear-Klamotten alles gut, kleinere Verbesserungsvorschläge kommen noch… Dennoch: Bei den vielen netten Zwischenstopps und technischen Herausforderungen und letztlich auch wegen Kapazität der Akkus (und meiner eigenen), scheinen Strecken über 150 Kilometer am Tag unrealistisch – Pläne zum umdisponieren reifen gerade in meinem Kopf. Eventuell geht’s übermorgen mit dem Zug von Bern nach Neuchatel, dann mit dem Rad nach Genf, dann Zug nach Lyon und den Rest per Rad nach Lauret, meinem Endziel.

Mehr e-Rad Hafen? Hier Berichte zur Eurobike 2014 und die bisherige Tour:

Mit dem E-Bike nach Südfrankreich, 1. Tag

Wann wenn nicht nach der Eurobike hat man richtig Lust auf Fahrradfahren? Nun muss ich in der nächsten Woche am Dienstag in Bern – und am Freitagabend in Südfrankreich, nahe Nîmes sein. Insgesamt gut 800 Kilometer an fünf vollen Fahrtagen.

Warum nicht mit dem E-Rad?

Statt mit dem Zug zu fahren, kam ich auf die Idee, das ganze mit dem Rad zu machen, genauer mit einem E-Rad. Nach kurzem Organisieren hatte ich von Cannondale ein Mavaro mit Zweitakku zur Verfügung und dazu eine Reihe toller anderer Testartikel:

Genug, um sich die nächsten Tage ordentlich zu verausgaben!

Los geht’s! Die ersten Etappen

Zelt, Sack und Pack auf den robusten Gepäckträger geschnallt, und um ca. 12 Uhr ab nach Meersburg von wo aus die Fähre nach Konstanz fährt. Ein kleiner Abstecher und dann weiter über Frauenfeld, Winterthur bis nach Grafstal. Soweit die Fakten.

Bei grauem Himmel über den klaren Bodensee; Foto: e-Rad Hafen

Leider hat es heute den ganzen Tag aus Eimern geregnet und es war recht windig. Ich war schon mal heilfroh über das Navi, denn mein Outdoor-Smartphone ist zwar wasserdicht, aber das Touchscreen funktioniert sehr schlecht, wenn es naß ist. Das Navi dagegen ließ nicht nicht stören, hatte immer ein gutes GPS Signal und so konnte ich relativ entspannt nach dem kleinen Display fahren – trotz der mir unbekannten Route.

Die Strecke ist sehr schön, sie beginnt auf dem Rhein-Radewg und geht dann lange Zeit entlang der Schweizer Veloroute 60. Es geht viel auf und ab und überall im Kanton Thurgau passiert man außer Obst-Plantagen auch alte einzelne Obstbäume mit reifen Pflaumen oder Äpfeln. Nachdem ich zunächst komfortable Einstellungen für die Route wählte (Verkehr vermeiden, Tunnel vermeiden), wuchs die geplante Distanz für die ersten beiden Tage von 180 Kilometern auf 240 und nachdem der erste Akku in der Stufe „Tour“ nach 55 Kilometern leer war (Tour ist die zweite von vier Stufen, ich habe ca. 25 Kilogramm Gepäck und wiege knapp 85 Kilo) war klar: So wird das nicht klappen mit Bern bis morgen Abend. Also kamen die Komforteinstellungen kurz vor Winterthur weg und die Strecke wurde gut 40 KM kürzer. Seitdem fahre ich aber auch ziemlich nahe parallel zur Autobahn :-(. Der zweite Akku war neigte sich dann nach weiteren 45 Kilometern dem Ende, ich hatte ab und an auf Stufe 3 gewechselt, weil es steil war und ohnehin langsam Abend wurde.

Maggi Town!

Als dann die letzten Kilometer Reichweite anbrachen und es immer noch nass und kühl war, hatte ich plötzlich etwas Sorge ob es denn so passgenau eine Unterkunft geben würde. Denn auf Wild-Campen hatte ich erstens keine Lust und ein Steckdose ist nun mal auch ein Muss mit dem E-Rad… selbstgewählte Technikabhängigkeit.

Im nächsten Ort Kempttahl fuhr ich also von meiner malerischen Schnellstraße ab in Richtung Ortskern. Links am Bahnhof steht dort ein riesiger ockerfarbener Gebäudekmplex, der ziemlich unbenutzt aussieht. Unterkunft Fehlanzeige. Alles ausgestorben am Sonntagabend. Im nächsten kleinen Ort Grafstal hatte ich dann mehr Glück und fand den einen ruhigen Landgasthof mit dem schönen Namen „Frieden“. Umgezogen und bei bestem Thurgauer Most und leckeren Rösti mit Raclettkäse erzählten mir Wirt und Wirtin dann einen Schwung aus dem Schweizer-Gastro Leben und beantworteten mir die Frage, was es mit dem Gebäude am Bahnhof Kemptthal auf sich hatte: Hier begann 1869 die Geschichte von „Maggi“ – der Maggi Julius nämlich machte Lebensmittel für Arbeiter*innen, hergestellt aus Leguminosen und irgendwann kam dann auch die Gewürzsauce die wohl die meisten kennen dabei raus; aber lest selbst. Ich habe mich sehr über das Foto von ca. 1900 gefreut, das die Auslieferung der Maggi-Produkte Lastenrädern zeigt; das Foto könnte gut das genannte Gebäude sein:

Maggi-Auslieferung per Fahrrad (um 1900), Quelle: Wikipedia zur freien Verwendung

Morgen stehen entspannte 140 Kilometer nach Bern auf dem Plan, früher losfahren ist wohl Pflicht. Das Wetter kann nur besser als heute werden.

Mehr e-Rad Hafen? Hier Berichte zur Eurobike 2014 und die bisherige Tour:

 

 

Eurobike 2014 – Pictures of nearly all Cargo-Bikes!

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Mehr e-Rad Hafen zu Pedelec Technik

 

Eurobike 2014 – Merkel Wants E-Bikes to Replace Trucks for Local Freight

In 2013 chancellor Merkel visited the Eurobike – it was election time. Lobbying and industry organizations were happy, they saw it as a recognition of the growing political importance of cycling. This year she was not there and none of the same organizations seem to be bothered. Strange enough, as this is a clear step backwards – there was no important federal politician at the Eurobike 2014. This should bother the bike scene.

Merkel as a cargo bike lobbyist?

Nevertheless Merkel was still present, a prominent „statement of Merkel“ was wandering through Eurobike halls – many international colleagues at the Eurobike seemed convinced that in Germany big investments would pave the way to carbon free inner-city transports on cargo bikes in the near future. And that Merkel herself was behind this. Now we were puzzled, that sounded unbelievable!

A very interesting lesson in media dynamics

Now how did that come to be? And what does it mean? Let’s go step by step: On 8th July the Green Party, namely parliamentarian Matthias Gastel asked the government a set of questions about cycling policy and potentials of ebikes and cargo bikes (this is called „kleine Anfrage“ – a parliamentarian right of all parties in the parliament). The government then has two weeks to answer.

The various page long answer (dated 30th July) of the government named many advantages of shifting traffic from cars to bikes and listed several projects that are funded by the government and, among many other things, said that they saw a big potential of cargo bikes in city deliveries : Die Bundesregierung ist der Auffassung, dass es noch ein großes, bislang nicht genutztes Potenzial für Lastenfahrräder – auch mit elektrischer Unterstützung –insbesondere im Liefer- sowie im Service- und Dienstleistungsverkehr vor allem in den Kommunen gibt.“ (Which means: The German government believes that there is a large potantial of cargo bikes, also with electric assistance – that is not used until now. In particular in the delivery and service sector in cities.“)

It is nice that they say that, but it really means nothing new in terms of actual measures that the government will or might take.

The Bundestags press service then published the answer on 11.8.2014 headlining catchy: Lastenfahrräder haben großes Potenzial (cargo bikes have a big potential). Still nothing much of a relevant press information.

Bloomberg gives it the spin

Now see what headline Bloooberg made out of it -the very same day: „Merkel Wants E-Bikes to Replace Trucks for Local Freight„, 11.8.2014. WHOOMP there it is! That is a very loose interpretaion of the facts, but the author in the following explains the background with links to the original documents (of course with a language barrier that hardly anyone will cross).

Then this made it’s way to the international media as an example below a picture of an article in the dutch „De Financiële Telegraaf“. Actually using a photo of Merkels 2013 visit at the Eurobike. Reading the dutch article as a final result, you may well think there is a cargo bike wave on the rise.

All in all a showcase how media gets a lot out of nearly nothing and how people receive it.

 

Zeitungsmeldung aus Holland; Foto: Jorrit Kreek

Now to keep this nice media hype gooing we should really find a journalist of a big German agency to ask Angela Merkel about „this Bloomberg headline“ that was published some weeks ago….

Note: The Green party who asked the question only reacted to the answer two weeks later. Not referring to any of the english reception that had happend before: see the Greens press statement here, 26.8.2014. The German press didn’t pick up the issue at all.

Note 2: Thanks Arne for giving the hints to figure this all out :-)!

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