Warum der ADAC Helme für Autofahrer fordern sollte

6/2013 AKTUELL: Einen Beitrag zum OLG Urteil gibt es hier

Gerade gestern habe ich einem Forumsbeitrag bei Pedelec-Forum.de gelesen, wie wichtig es ist einen Helm beim E-Fahrrad fahren zu tragen und dass das unbedingt zu empfehlen sei (hier)… Es stimmt, ein Helm kann schlimme Kopfverletzungen vermeiden und jede schwere Kopfverletzung ist eine zu viel. Deshalb sollte jeder und jede einen Helm tragen, der das gerne möchte und sich damit sicherer fühlt.

Die Hannelore Kohl Stiftung (HKS) setzt sich anknüpfend daran seit Jahren für eine Helmpflicht für Fahrradfahrer ein. Die HKS befasst sich nämlich mit Schäden des Zentralen Nervensystems (ZNS) hervorgerufen durch Unfälle. Auch der ADAC empfiehlt Fahrradhelme immer wieder (bspw. ADAC Publikation Zur Sache: Helmpflicht für Radfahrer).

Den Anteil der Fahrradfahrer (incl. Fußgänger) an den Unfallopfern mit Hirnverletzungen gibt die HKS mit 1% an, 26% entfallen auf Pkw. Das steht im HKS Jahresbericht 2004, Seite 15, Download hier (@Antoine – danke für die Zusendung des Berichts):

Schädigungsursachen, schwere Kopfverletzungen nach HKS 2004, S.15

Natürlich: Pkw haben in Deutschland eine wesentlich höhere Kilometer-Leistung, als Fußgänger und Fahrrad zusammen. Wie hoch, kann man herausfinden, wenn man sich die Studie Mobilität in Deutschland (MiD) anschaut- für das Jahr 2002 gibt sie an, dass insgesamt 57% der Personenkilometer mit dem Auto zurückgelegt werden, 6% entfallen auf Radfahrerinnen und Fußgänger, also knapp ein Verhältnis von etwa 10:1.

So, und nun etwas Mathematik: Wenn 26 mal mehr schwere Kopfverletzungen im Auto passieren und Pkw zehn mal mehr Kilometerleistung leisten. Was ist dann gefährlicher: Ein Kilometer Autofahren oder ein Kilometer Radfahren bzw. laufen?

Es ist pro gefahrenen Kilometer 2,6 mal wahrscheinlicher im Auto eine schwere Kopfverletzungen zu erleiden!

Selbst wenn man annimmt, dass alle schweren Kopfverletzungen auf die 3% Radfahren entfallen und kein einziger Fußgänger eine solche Verletzung erleidet (was definitiv nicht der Fall ist), dann ist die Wahrscheinlichkeit im Auto immer noch 1,3 mal höher.

Ich frage mich an der Stelle wirklich, warum der ADAC sich nicht um seine Stammklientel, die Autofahrer kümmert und Helme im Auto empfiehlt und warum die HKS wider ihrer eigenen Erkenntnisse so einseitig auf das Risiko von schwere Kopfverletzungen beim Radfahren abhebt…

Update 10/2014: Clevere Städte hat nach gerechnet und die These dieses Beitrags mit neueren Zahlen bestätigt: Hier geht’s zum Beitrag.

Mehr dazu

p.s.: In den neueren Jahresberichten der HKS findet sich die Statistik der Anteile Hirnverletzungen nach Verkehrsmittel nicht mehr, deshalb die alten Zahlen. Die Frage warum die HKS diese Statistik nicht mehr veröffentlicht muss man sich selbst beantworten.

 

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7 comments

  1. Bin schon seit Einführung der Sicherheitsgurte von Klippan in den 60ziger Jahren für
    das tragen von Helmen im Auto , dieses hätte zur Übervölkerung der Menschheit mit Sicherheit sehr beigetragen.

  2. Hi Knäcke,
    ob die E-Räder eine Auswirkung auf die Unfallzahlen haben werden, finde ich auch spannend.
    Die Nutzungszeit Pkw-Rad zu vergleichen finde ich aber nicht sinnvoll, in so einer Betrachtugn würde man unterstellen, dass man im Auto sicherer ist, wenn man nicht so lange darin sitzt, also wenn man schneller fährt. Das ist irgendwie nicht intuitiv logisch.
    Mit dem Auto fährt man im Schnitt viel längere Wege als mit dem Rad, das heißt der Vergleich Risiko pro gefahrenen Kilometer ist durchaus schon so, dass Autofahren relativ zu sicher erscheint.
    Gruß
    Wasilis

  3. Ich denke, in diesem Falle müßte man nicht die gefahrenen Km vergleichen sondern die Zeit die man die Fahrzeuge nutzt. Außerdem wäre es interessant zu wissen, wo die Gefahr von schweren Kopfverletzungen am größten ist und ob sich dabei Auto und Fahrrad unterscheiden. Ich bin mal gespannt, wie sich die erhöhte Zahl von E-Bikes auf die Statistik auswirkt, ob die u.U. in Zukunft eigens ausgewiesen werden kann.
    Gruß Knäcke1

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