Fahrradstadt VAN – eine Beobachtung

Heute gibt es mal einen kleinen bebilderten Reisebericht von einem Ort, mit viel tragischer Historie und Bürgerkrieg – aber auch mit vielen Fahrrädern.

Van (2000m Höhe, 400.000 EW)

Vor ein paar Wochen war der e-Rad Hafen in der Türkei unterwegs. Genauer in den überwiegend kurdischen Gebieten im Osten der Türkei, in Van. Van am Vansee, einem alkalischen See, siebenmal so groß wie der Bodensee. Die Region liegt ebenso wie der Bodensee in einem Dreiländereck- zwischen Armenien, Iran und der Türkei. Wie viele Städte der Region war auch Van gegen Ende des 19. Jhdt. eine armenische geprägte Stadt, im Zuge der türkischen Republik-Bildung wurde die armenische Bevölkerung Vans allerdings weitgehend vertrieben oder ermordet. Von 1889 bis 1927 sank die Bevölkerung der Stadt, ähnlich der vieler anderer Städte der Region, drastisch von 35.000 auf 7.000 Bewohner. Die enorm gewalttätige Phase der türkischen Geschichte vom ersten bis zum zweiten Weltkrieg ist bis heute ebenso wenig aufgearbeitet, wie der seit den 80ern andauernde bewaffnete Konflikt zwischen Kurden und türkischem Militär, der gerade dieser Tage wieder eskaliert.

Krieg, Landflucht und Verkehr

Eine Folge des Konflikts ist Landflucht, tausende Dörfer wurden seit den 90ern seitens des Militärs geräumt und die Millionen Menschen strömen in die Metropolen der Region – Diyarbakir bspw. hat seine Bevölkerung seit 1980 auf beinahe eine Million mehr als verdreifacht, Van wuchs in der selben Zeit von 90.000 auf 400.000 Einwohner.

Entsprechend chaotisch ist die Infrastruktur der Städte: Häuser, Straßen, Wasser und Strom bereit zu stellen ist für die Stadtverwaltungen eine massive Herausforderung. Mobilität wird meist zu Fuß oder mit dem Auto und öffentlichen (Mini)-Bussen erledigt, der Verkehr ist laut und oft sind Fahrbahn und Gehwege nicht gut getrennt. Es passieren außerordentlich viele schwere Verkehrsunfälle. Gezielte Fahrradpolitik gibt es nach meinem Eindruck nicht, es gibt zu viele andere Baustellen. In den meisten Städten der Region sind Fahrräder daher eine absolute Ausnahme (bspw. in Diyarbakir, Batman, Dersim, Elazig oder Mardin).  Um so erstaunter war ich, als ich feststellte, dass in Van Fahrräder und vor allem Lastenräder überall präsent sind. Jugendliche und Kinder fahren ebenso Fahrrad, wie Händler und Büroleute…

Woher die vielen Fahrräder?

Absolut dominant unter den Rädern ist die Marke „Bisan Bisiklet“ aus Izmir, vertreten durch einen Typ Lastenrad, ein Mountainbike, verschiedenen Kinderrädern und einem „Herrenrad“, also eines mit Diamantrahmen (allerdings mit doppeltem Oberrohr).

Ich war von der Nutzung so vieler Fahrräder selbstredend sehr begeistert und machte mich sofort ans Fotografieren und Video drehen… von lässigem Cruisen bis begeistertem Jubeln, das Fahrrad ist hier sichtbar mehr als eine Notlösung!  Schaut es Euch an!

Die Fotos

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Zwei Fragen

Was für einen Hut trägt der Hafenmeister (Kameramann) und – etwas schwieriger, auch ich weiß keine Antwort – warum gibt es in Van so viele Räder wenn es in den anderen Städten der Region kaum welche gibt? Wie könnte das zu Stande kommen? Ideen? Harte Fakten? Anyone??

p.s.: Ja ich weiß, das sind alles keine e-Räder. Na und?

Radwege 2.0 oder zwei Radweg-Videos

An sich wollte ich ja bis zum Winter warten mit so einem Video. Eines, auf dem die Fahrbahn einer Berliner Magistrale von den Schneemassen des Winters geräumt ist und alles fein säuberlich auf dem Radweg liegt. Letzten Winter gab es das tausendfach. Manchmal konnte ich die Dreistigkeit dieses Prozederes kaum glauben. Lediglich die Autos, die wegen der Schneeberg-Kette auf dem Radweg nicht aus ihrem Parkplatz kamen, gaben mir das erfreuliche Gefühl, nicht allein mit dieser Zumutung zu sein.

Mittwoch gab es dann eine total passende Situation, bei bestem Sonnenschein, auf der Oranienstraße in Kreuzberg. Da musste ich einfach mal kurz die Kamera auspacken und die Reste der Baumpflege-Session… herrlich, Radwege begrünen, welch Synergie mit dem Baumpflege-Auftrag des Senats! Der Apfel äh… Ast fällt nicht weit vom Stamm…

Zum Glück ist Sommer.

Dramatischer und mit bester Pointe ist dieses geniale Video aus New York City, einige werden es schon kennen… von Strafzettel-Pflicht und Radwegbenutzungs-Willkür, dann mit einer fast schon Kohlhaas’schen, allerdings eher pazifistischen Hartnäckigkeit beim Entlarven von Absurditäten und Ungerechtigkeit.. ein „must see“.

Klick hier.

Schönen Tag!

Forschungsprojekt zu Elektrorädern

Hier geht es um die liebe Forschung.

4/21013 WICHTIG: Das hier beschriebene Projekt ist beendet, aber es gibt viele neue Projekte: Mehr zu Forschung im Bereich E-Bikes hier.

Ein Bekannter von mir, Frederic Rudolph, schreibt gerade seine Doktorarbeit am Wuppertal Institut für Klimafolgenforschung. Letzten Winter hat er auch ein Interview mit mir geführt und die Arbeit gedeiht weiter. Über das Ergebnis werde ich berichten, denn das Thema ist sehr spannend. Sofern ihr ein E-Rad habt könnt Ihr Frederic auch helfen, aber lest selbst:

Es geht um Pedelecs und deren Beitrag zu klimafreundlicher Mobilität. In der Arbeit werden Auswirkungen von Pedelec-Nutzung auf das Verkehrsmittelwahlverhalten analysiert und Politikinstrumente zur Förderung von Pedelecs-Nutzung bzw. klimafreundlicher Mobilität erarbeitet. Zunächst hat Frederic Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden zur Wirkung möglicher Förderinstrumente interviewt.

Derzeit führt er eine Befragung unter Pedelec-Nutzern durch, bei der es um Mobilitätseinstellungen und -verhalten der Fahrerinnen und Fahrer geht. Anschließend sollen die Ergebnisse in Policy-Szenarien umgesetzt werden.

Die Befragung ist im Internet hier zu finden.

Sie dauert ca. 12 Minuten, ist anonym und Frederic freut sich über jeden Teilnehmer. Mehr Infos zu Frederic findet ihr hier. Bei Interesse an der Arbeit schickt ihm einfach eine Email.

Danke und genießt den Sommer – immer schön raus radeln!

Sind E-Räder gefährlich?

Artikel-Update 10/2014

Der GDV (Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft) stellt in einer (kleinen) Studie fest, dass E-Räder nicht gefährlicher sind, als normale Fahrräder:

„Der Vergleich von Fahrrädern und Elektrofahrrädern zeigte, dass Elektrofahrräder per se keinem erhöhten oder anders gelagertem Sicherheitsrisiko als Fahrräder unterliegen. Die potenziell höheren Geschwindigkeiten werden vor allem von S-Pedelec-Fahrern realisiert, während für Pedelec Fahrer der erhöhte Komfort im Mittelpunkt steht.“

Damit relativiert sich auch der etwas reißerische Aufmacher den GDV und ADAC 2011 lancierten (siehe folgender Artikel), Stand heute gibt es keine Belege, dass E-Räder ein erhöhtes Risiko im Verkehr bedeuten, weder für die Nutzenden noch für andere Verkehrsteilnhemende.

Originalartikel:

Man könnte meinen ja, sehr! In den letzten Wochen häufen sich jedenfalls derartige Einschätzungen und wir wollen uns hier mal ein paar Argumente dafür anschauen. So sieht der ADAC die wachsende Begeisterung für Pedelecs zwiespältig „Da kommt nun eine ganz andere Schicht von Menschen auf die Radwege“, wird Maximilian Maurer in einem sehr guten Zeit-Artikel zu Elektrofahrrädern zitiert. Weiter stellt der ADAC in dem Artikel fest:

Autofahrer seien nicht darauf eingestellt, Radfahrern zu begegnen, die Geschwindigkeiten erreichen und halten können, die ihnen bislang keiner zugetraut hätte. „Ob sich das zu einem Massenproblem entwickelt, muss man abwarten“, so Maurer. Bis zu Forderungen nach Führerschein oder Geschwindigkeitsbegrenzungen müssen man erst die Unfallzahlen abwarten.

In ein ähnliches Horn stößt Daniel Hautmann von der Süddeutschen Zeitung in einem Bericht über einen Crash Test mit E-Rädern den der GDV (Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft) im April durchführte. In seinem Artikel „Pfeilschnell ins Verderben“ wird messerscharf festgestellt:

Mit einem Pedelec sind 80-Kilometer-Ausfahrten kein Problem. „Werden mehr Kilometer gefahren, gibt es mehr Unfälle“.

Weiter beschreibt Hautmann bildreich und in nicht gerade sachlichem Ton die Folgen eines simulierten Dummy-Unfalls mit 44km/h seitlich gegen ein stehendes Auto:

Ungebremst kracht der Radler in die Seite des Wagens. Glas splittert, Blech verbeult, Knochen brechen. Zuerst prallen seine Knie gegen die Tür, Sekundenbruchteile später klatscht sein Brustkorb gegen die Kante des Dachs. Schließlich schlägt der Radler mit dem Kopf auf der Frontscheibe auf und bleibt liegen.

Soso, liegen bleiben tut der Crashtest-Dummy also. Man könnte erwidern: „Etwas anderes hätte von einer Puppe auch sehr überrascht.“ Aber wir wollten ja die Argumente anschauen…

Also, kurz zusammen gefasst, Pedelecs/E-Räder sind gefährliclh weil:

  1. neue Schichten von Menschen aufs Rad kommen, die vorher nicht Rad fuhren (ADAC)
  2. man bei einem Aufprall auf einem Auto bei über 40km/h mit einem E-Rad schwere Verletzungen von sich trägt (GDV, Süddeutsche Zeitung)
  3. man mit dem E-Rad leicht längere Strecken fahren kann als mit einem normalen Fahrrad (ADAC)
  4. Autofahrer Schwierigkeiten haben, die Geschwindigkeiten der Radler richtig einzuschätzen (ADAC)

Der GDV fordert demzufolge für Pedelecs neue Versicherungspflichten und wir gehen mal die Argumente durch.

Argument Nummer 1: neue Menschen die aufs Rad kommen. Nun, wir sollten hoffen, dass E-Räder neue Leute aufs Zweirad bringen, statt mit dem Auto zu fahren. Klima, Lärm, Flächenverbrauch und Unfallstatistiken von Pkw sind Grund genug.  Der eine oder die andere unsichere Radler_in mag dabei sein. Trotzdem: Weniger Autos und mehr E-Räder werden den Verkehr insgesamt weniger gefährlich machen.

Argument Nummer 2: Bei über 40km/h ist das Risiko sich schwer zu verletzen tatsächlich hoch. Ein Helm kann helfen, aber es ist eine Tatsache, dass diese Geschwindigkeiten gefährlich sind. Das zeigen Unfallstatistiken von Motorrädern und Pkw eindrücklich. Nur: über 95% der E-Räder unterstützen bis maximal 25km/h, eine Geschwindigkeit, die ein normaler Radler gut erreichen kann. Schnelle E-Räder bis maximal 45km/h sind die Ausnahme und für sie gilt bereits Versicherungspflicht(!).

Argument Nummer 3: Sachlich richtig. Wenn der ADAC das schon sagt, wäre es konsequent auch zu erwähnen, dass das auch für Autobahnen ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen gilt. Es können größere Strecken zurück gelegt werden. Dadurch steigt das Unfallrisiko. Am besten wäre dann, die Kilometerleistung eines jeden zu minimieren: Alle Menschen gehen zu Fuß oder bleiben zu Hause. Warum eigentlich nicht?

Argument Nummer 4: Wie gesagt, über 95% der E-Räder fahren nicht schneller, als reguläre Räder. Wir im Hafen sind außerdem sicher, Autofahrer können sich auch an etwas schnellere Räder gewöhnen. Vor allem, wenn dafür weniger Autos in der Schlange an der Ampel warten.

FAZIT: Argumente 1 und 3 sind derart banal, dass es überrascht, dass sie von einem renommierten ADACler bzw. einer großen Tageszeitung stammen. Nummer 2 und 4 benennen dagegen das Problem hoher Geschwindigkeiten, dass wenn überhaupt auf unter 5% der Elektrofahrräder (die so genannten S-Pedelecs) zu trifft. Allerdings stimmt es ohne Zweifel, dass Entschleunigen des Verkehrs Sicherheit bringt. Interessant ist, dass der GDV  eine Versicherungspflicht für Räder fordert, für die bereits eine besteht.

Es ist also eine Diskussion mit ziemlich leeren Argumenten und man wird den Eindruck nicht los, dass sie bewusst angefacht wurde. Angefacht von einer Koalition aus Autolobby, Versicherungsindustrie und Sensations hungrigen Journalisten, die Angst haben vor einem „Massentrend Elektrofahrräder“.

Ziel der ersten beiden*: Elektroradfahren und auch Radfahren allgemein soll gefährlich wirken. Denn was als gefährlich gilt, wird von der breiten Bevölkerung nicht angenommen. Und bei allem Respekt für die Öffnung des ADAC in Richtung Radverkehr: Der ADAC will nicht, dass massenweise Menschen radeln, statt Auto zu fahren. Und auch der GDV wird mit Autoversicherungen mehr Geld verdienen, als er jemals mit Versicherungen für (E)-Räder verdienen kann.

In diesem Sinne erinnert die Diskussion sehr an die, die ich im Hafen bzgl. der Helmfrage vor einigen Wochen dargestellt habe. Übrigens was man als einzelne_r für die eigene Sicherheit beim Elektrofahrrad fahren tun, kann habe ich hier schon mal zusammen gefasst.

* Warum Journalisten so schlechte Argumentationen unkommentiert übernehmen, weiß ich nicht, es ist aber eine spannende Frage.

 

Challenge Bibendum

Essen, Testfahrten und Neues über E-Autos… all das hier im Bericht.

Die Challenge Bibendum ist eine große Messe auf dem Gelände des Tempelhofer Flughafens, Thema ist, grob gesagt, Mobilität der Zukunft. Nachhaltige, individuelle Mobilität im Straßenverkehr, vor allem in Elektroautos. Auf der Webseite der Veranstaltung finden sich deshalb auch die Unterstützer: Stromkonzerne, Autohersteller, Ölkonzerne, Chemiebranche und nicht zuletzt der Ausrichter: Michelin. Also nicht unbedingt die Akteure die aus meiner Sicht für eine zukunftsweisende Mobilität stehen. Aber auch meine Bekannten und Freunde von ExtraEnergy, die ich seit den Testfahrten im April alle gut kenne waren da.Mitsamt den Dutzenden schönen E-Rädern (Pedelecs).

Gutes Essen

Nicht zu verachten ist es, wenn der Herausgeber von Europas wichtigstem Restaurant-Führer (Der Guide Michelin), somit war eines der ersten Dinge, die ich auf der Challenge Bibendum gemachte habe essen:

Michelin lädt zum Speisen
Michelin lädt zum Speisen, Foto: e-Rad Hafen

 

 

 

 

 

 

 

E-Autos in Europas Metropolen

Dass ich Elektroautos nicht für den Königsweg der nachhaltigen Mobilität halte, habe ich hier ja schon mal begründet. In vielen europäischen Metropolen werden E-Autos allerdings besonders hofiert: So berichtete Kulveer Ranger as London, dass in der englischem Hauptstadt E-Autos umsonst in die City Fahren dürfen, dass es 5000 Pfund Subvention beim Kauf eines E-Autos gibt und dass man dabei sei, die alten Londoner Taxis mit Elektroantrieb heraus zu bringen. Es wir auch versucht die Infrastruktur so auszubauen, dass jeder maximal 1 Meile von einer Ladestation entfernt wohnt, insgesamt gäbe es dann so viele Ladestationen wie Tankstellen in London. Die gesamte Strategie der Stadt soll unter dem Label SOURCE stehen- eine Webseite zum Thema soll in Kürze online gehen (hier ein Blogeintrag zum Thema).

Paris bastelt an Autolib ähnlich dem Velib für Fahrräder, im Umkreis von 50km um die Stadt wird es E-Autos für CarSharing geben. Die Fahrzeuge sollen 250km Reichweite haben. Eine Mitgliedschaft für etwa 12 Euro plus 5€ per 30min Nutzung wurde als Kostenrahmen angedacht.

Auch Berlin will  laut Laudatio von Klaus Wowereit bald 100.000  E-Autos haben.

Es gibt also schon massive Unterstützung von E-Auto Projekten in großen Städten, allein die Ladeinfrastruktur muss enorme Mengen an Geld kosten. Von ADAC, Autoherstellern, Energie- und Ölkonzerne, große Unternehmensberatungen (z.B. Roland Berger) und so weiter gibt allerdings auch eine Menge Finanziers und eine mächtige Lobby hinter solchen Projekten.

Und unter allen auch E-Räder

Alleine die Anwesenheit von ExtraEnergy mit all den Elektrorädern, schnellen, kleinen, Tandems etc. ist ein Beweis für meine These: E-Räder stoßen in Bereiche vor, in denen klassische Fahrräder einfach keine Rolle spielen. Und sie werden in diesen Bereichen auch von ganz anderen Menschen ernst genommen.

Das ist das, was ich mit dem Ergänzen und erweitern von Mobilität ohne Auto meine: E-Räder machen die Alternativen zum Pkw breiter anwendbar.

Grace und E-Spire

Zu guter Letzt konnte  ich den Tempelhofer Flughafen nicht verlassen ohne ein paar Runden zu drehen. Diesmal ein Haase Klimax- ein Trike mit Vorderrad-Nabenmotor, das sich gut fährt allerdings nicht so wahnsinnig stark unterstützt. Weiter hatte ich das große vergnügen das neue Grace zu fahren, ein E-Bike, dass ohne Treten per Handgriff gefahren wird, mehrere kW Spitzenleistung bringt und mit einem mächtigen Hinterradmotor ausgestattet ist (siehe Foto). Ähnlich powervoll aber mit einem Getriebe-Mittelmotor ausgestattet- deshalb  etwas lauter, mit weniger Drehmoment aber mit besserem Energieverbrauch das ESPIRE

Das auch nur bei Pedaltritt unterstützt. Beide Bikes fahren sich bis gut 40km/h und machen demnach schon einen echten Geschwindigkeitsrausch. Mit ca. 4000e sind auch beide nicht billig.  Last but not least bin ich noch eine Michelin e-Klapprad gefahren. Mit Frontmotor. Typ „Zur Mitnahme“ in Auto oder Wohnmobil, in etwas wie das „Rumstromer“, fuhr sich ganz angenehm, wenn auch eher verhalten. Auch davon ein Bild unten.

Michelin e-Klapprad, Foto: e-Rad Hafen
Haase Climax, Foto: e-Rad Hafen
Das neue Grace, Foto: e-Rad Hafen

1. Mai – Autofrei!

Da der Naziaufmarsch morgen ja von alleine abgesagt ist, Blockade unnötig hier in Berlin, kann man ja scheinbar ausschlafen heute. Zeit mal wieder die Erinnerung an ein autofreies Kreuzberg zu wecken. Fotos vom frühen Morgen des 1. Mai 2011.

Viel Spaß und einen schönen ersten Mai!

Es gibt zu viele Autos in der Stadt und sie nehmen zu viel Platz weg. Aber wie sähe das aus: Eine Stadt ohne oder mit wenig Autos? Um der Vorstellung etwas auf die Sprünge zu helfen, bin ich diesen Sonntag- also am ersten Mai früh los gezogen und habe Fotos von den leeren Straßen gemacht (zahlreiche Straßen in Berlin Friedrichshain und Kreuzberg sind am 1.Mai generelles Parkverbot).

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Der Normalfall: Wo nichts steht, da darf geparkt werden

An allen anderen Tagen geht es im urbanen Raum ja nicht darum, Autos bestimmte Plätze zu zu weisen. In städtischen Gebieten geht es eher darum, einige wenige Plätze aus zu weisen, wo KEINE Autos stehen dürfen. Der Verkehr ist ist laut und stressig, naja so wie hier in New York vielleicht:

Kreuzung in NY, Foto: H. Schmidt

 

Verkehrspolitik: Es gibt viel zu gewinnen!

Auf den Fotos sieht man vor Allem eins: Platz. Viel Platz. Die Straßen sind so breit, dass es fast beklemmend wirkt.

Jede_r möge nun mal vor dem imaginären Auge Bilder entwerfen, was auf der Fahrbahn alles sein und passieren könnte…. Menschen die sich frei und querbeet bewegen, Pick-Nick, verschiedene Sportarten, Scharen von (E)-Radlern, die nicht ständig an Ampeln halten müssen…

Gibt es durch weniger Autos und Parkplätze in Wohngebieten nicht neben Platz auch einiges an Lebensqualität zu gewinnen?

Und noch wen abgeschleppt

Natürlich ist der 1.Mai Big Business für Berliner Abschleppdienste, denn es gibt immer genügend Leute, die Ihr Auto nicht von alleine aus dem Halteverbot fahren, das ist teuer und ärgerlich. Jedenfalls für den, dem oder der das Auto gehört… andere amüsieren sich über das schleppende Treiben- hier ein Vorgang en Detail- mit freudigen, interaktiven Zuschauern 😉

Mehr e-Rad Hafen

Warum Elektroautos zu fördern heißt, den Bock zum Gärtner zu machen!

E-Räder werden derzeit auch deshalb gerne gesehen und gelobt, weil Elektromobilität generell als DIE Lösung aller Probleme gesehen wird. Es mag positiv stimmen, dass E-Räder derzeit auf dieser Welle mit schwimmen und davon auch in gewissem Maße profitieren. Allerdings ist es Quatsch, E-Mobilität per se als gut zu bezeichnen. Nicht alles was elektrisch fährt, ist eine gute Entwicklung. Im Gegenteil!

Die Debatte um E-Mobiliät

E-Mobilität ist nicht neu, besonders der Schienenverkehr aber auch Hochleitungsbusse und Elektrofahrräder sind tagtäglicher Beweis. ABER: E-Mobilität wird derzeit fast ausschließlich als Automobilität gedacht. Statt Verbrennungsmotoren kriegen Autos eine Batterie und der Rest bleibt grob das Gleiche. Puh, da freut sich die Autoindustrie, Pkw können weiter als Symbol für Aufschwung, Wirtschaftswunder, Freiheit, Status etc. herhalten.

Eine Millionen Elektroautos bis 2020?

Das ist in Deutschland zum einen nicht viel (etwa 2% des Pkw Bestands von derzeit 50 Mio.), zum anderen ausgesprochen optimistisch (Es werden allerdings auch Plug-In-Hybride mit eingerechnet.  Das steht aber nur in den Fußnoten). Elektroautos haben zahlreiche Probleme, allen voran die hohen Akkukosten. Ein E-Auto kostet wegen der Akkus einen satten 5-stelligen Eurobetrag mehr als ein vergleichbares mit Verbrennungsmotor. Es fährt trotzdem kaum mehr als 100km mit einer Akku-Ladung. An den Kosten wird sich nichts Grundlegendes ändern und die knappen Rohstoffe der Akkus werden zudem mittelfristig ein weiteres Problem (dazu hier mehr). Für die meisten Menschen ist ein Elektroauto damit schon ökonomisch keine Alternative.

Strahlt das Konzept nicht hell, braucht man ein Geschäftsmodell

Das sagte sinngemäß Wolfgang Lohbeck von Greenpeace auf der Konferenz Auto.Mobil.Krise vor einigen Monaten in Stuttgart dazu und führte aus: E-Autos könnten mit ihrer Reichweite insbesondere in Städten ihre Stärken ausspielen. Um die hohen Kosten der Akkus abzumildern könne man das Auto ja kaufen aber den Akku nur leasen oder gleich ein urbanes Leihsystem wählen. Die Pilotprojekte mit E-Smarts oder Minis in Berlin oder anderswo sind genau das. Doch wenn man es weiter denkt, sei nicht klar, warum das so viel billiger ist und auch andere Punkte bleiben laut  Lohbeck offen: Wer bezahlt die Ladestationen und woher kommt der öffentliche (Park-)Raum für Elektroautos?

Einen Schritt zurück bitte!

Wegen der genannten zahlreichen Fragen und Probleme, lohnt an dieser Stelle ein Schritt zurück- zurück zu einer Grundfrage, die in weiten Kreisen von Planung, Politik und Bevölkerung schon eine ganze Weile beantwortet schien: Sind private Pkw das geeignete Fortbewegungsmittel in Städten? Seit Jahren schien die Antwort auf die Frage ein ziemlich klares „nein“ zu sein! Zu Fuß gehen, Fahrrad, ÖPNV und, wenn es sein muss, Car Sharing, Taxi oder Mietauto; sollten die Verkehrsmitte der Wahl sein. Warum soll ein E-Auto nun auf einmal die ganze Erkenntnis auf den Kopf stellen? Ist es nicht eher so, dass Elektroautos außer in der Stadt für gar nichts so recht zu gebrauchen sind? Sie haben also keine Stärke in der Stadt, sondern ihre Schwächen kommen hier nicht so zum tragen.

Kein „weiter wie bisher“!

Es ist doch völlig klar, aber offenbar notwendig es immer mal wieder zu sagen: Das zentrale Problem am Auto ist das Auto, nicht der Antrieb. Es ist der Primärenergiebedarf der bei einer Tonne Leergewicht für den Transport von etwa 60-200kg Nutzgewicht entsteht und das relativ unabhängig vom Antrieb. Jeder Liter Benzin enthält knapp 9 Kilowatt-Stunden (kWh) Energie, ein durchschnittlicher Benziner verbrennt demnach um die 60kWh Energie auf 100km. Daneben der Flächenverbrauch von Pkw, die Unfallproblematik in Wohngebieten (aber nicht nur dort, siehe auch die unglaubliche Anzahl von Toten und Verletzten im Verkehr in Schwellen- und Entwicklungsländern), der Lärm der Reifen bei hohen Geschwindigkeiten und so weiter und so fort.

Es kann nicht angehen, dass die Autoindustrie ihre, in Zeiten von Klimawandel und Peak Oil, aber eben auch in Zeiten von mit Autos voll gestopften Großstädten, vollends anachronistische Gigantomanie weiter betreibt und dafür von allen Seiten mit Lob und Geld zugeschüttet wird! Wem zu E-Mobilität nur Smarts und Minis einfallen, der hat etwas Grundsätzliches nicht kapiert.

(E-)Mobilität muss prinzipiell mit anderen Fahrzeugen gedacht werden.

Kleiner. Leichter. Geringere Spitzengeschwindigkeiten. Das sind die entscheidenden Punkte. Das heißt, dass E-Mobilität vor allem beim Elektrofahrrad, bei elektrischen Kabinenrollern wie dem Twike, dem Cityel oder Ähnlichem ansetzen muss.

Leider sitzt in diesem Bereich der Euro bei Regierung und Ministerien meist nicht so locker wie wenn es darum geht, den deutschen Auto- und Energiekonzernen unter die Arme zu greifen. Dazu seien hier nur die ursprüngliche Laufzeitverlängerung für AKW, Finanzierung von Kurzarbeit bei Autoherstellern, Abwrackprämie oder der halsstarre Kampf gegen Tempolimit oder gegen wirkungsvolle EU CO2 Grenzwerte für Pkw, die diesen Namen auch verdienen, genannt.

Der e-Rad Hafen in der Debatte um E-Mobiliät

Gerade weil die Debatte um E-Mobilität derzeit solche Wellen schlägt und dabei viel alter Wein in neuen Schläuchen angeboten wird, ist es wichtig vernünftige Alternativen bekannter zu machen! Elektrofahrräder sind im Gegensatz zu E-Autos technisch ausgereift, sie sind bezahlbar und bieten viele weitere Vorteile (wenig Flächenverbrauch, geringes Gefährdungspotential gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern, leise, klimagerecht…). Statt also nur gegen E-Autos zu wettern, heißt es hier im e-Rad Hafen:

E-Mobility gerne, aber bitte leicht, leise, ḱleiner und beim Fahren mit einer ordentlichen Portion Endorphine statt Testosteron 😉
Schönen 1. Mai Euch allen!

Sind E-Radler faul und unsportlich und Pedelecs eine Gefahr fürs Fahrrad?

Sind E-Radlerinnen und E-Radler eine faule Abspaltung der normalen Radler?

Beim den Pedelec Tests von ExtraEnergy, über die ich hier die letzten beiden Wochen berichtet habe, fährt man naturgemäß die ganze Zeit mit Elektromotor. Trotzdem ist man nach einem Tag Testfahren ziemlich müde und der Hunger ist ungewöhnlich groß.

Natürlich fällt das Fahren mit dem Motor leichter, besonders bei einem kräftigen Mittel- oder Heckmotor. Man fährt in der Ebene gerne rund 25km/h Schnitt, also stets an der Unterstützungsgrenze der normalen E-Räder oder Pedelecs.

Körperliche Leistung auf E-Rad und normalem Fahrrad

Wenn man sich die Leistungskurve der Testfahrten anschaut, dann versteht man allerdings warum auch E-Radeln anstrengend ist: Wer ein E-Rad fährt, leistet in der Regel nicht viel weniger als auf einem normalen Rad. Meine durchschnittliche Leistung lag bei den meisten Fahrten über 200 Watt, egal ob schnelles Pedelec, Referenzrad oder E-Rad mit Vorderrad-Antrieb. Eine durchschnittliche Testfahrt über beide Runden kostete einen der Testfahrer laut seinem Pulsmesser etwa 600 Kalorien. Was sich veränderte war die durchschnittliche Geschwindigkeit, die lag bei schnellen E-Rädern höher als bei normalen und wiederum höher als beim Rad ohne Motor.

In diesem Sinne: Keine Sorge, wer E-Rad fährt ist nicht unsportlich und auch nicht faul. Höchstens fällt er oder sie auf den ewigen Schwindel rein, schneller unterwegs zu sein, sei immer ein Vorteil 😉

Gleichmäßigere Leistungskurve auf dem E-Rad

Es gibt allerdings einen wichtigen Unterschied zwischen E-Rad und Fahrrad: beim E-Rad wird die Leistungskurve des Fahrenden gleichmäßiger, als beim normalen Fahrrad.

Klar: Bei einem normalen Fahrrad wird’s anstrengend, wenn es bergauf geht oder wenn aus dem Stand heraus beschleunigt werden muss. Besonders Städte mit vielen Bergen sind anstrengendes Terrain. Allemal wenn man täglich viele Wege machen muss, z.B. beruflich. Beim E-Rad werden genau diese Spitzen heraus genommen, beim Anfahren und Berge hinauf sorgt der Motor dafür, dass die eigene Anstrengung nicht so viel größer wird als beim geradeaus Fahren. Der Puls bleibt niedriger, man schwitzt weniger.

Es gibt eine Menge Leute, die genau das toll finden. Sei es weil sie nicht schwitzen wollen wenn sie irgendwo ankommen, oder weil sie nicht außer Atem kommen wollen. Nicht wenige haben auch gesundheitliche Probleme und es ist besser für sie, sich nicht zu stark zu belasten. Manche finden es auch einfach ziemlich gut, in dem was sie tun „wie von Geisterhand“ unterstützt zu werden.

Was kann es bspw. für Leute in der häuslichen Krankenpflege besseres geben, als die Vorteile des Radfahrens gegenüber dem ewig lästigen Kleinwagen zu nutzen und dabei am Ende des Arbeitstages nicht zwei Sätze Klamotten und ein gefühltes Fahrradrennen hinter sich zu haben?

Andersherum gibt es eine Menge Leute die wollen sich den Berg selbst rauf schaffen, an der Ampel aus eigener Kraft richtig los ziehen. Oder einfach gemütlich vor sich hin radeln. Soweit so problemlos.

Warum also soll nicht jede*r tun, was am meisten Laune macht?

Mich verwundert es, dass viele Radler Elektrofahrräder als etwas problematisches ansehen, als würde damit das Fahrrad kaputt gemacht. Als hätten sie Angst, dass zu vielen ein Elektrofahrrad gefallen könnte und dann niemand mehr radeln will. Fast scheint es, als wolle man den Leuten nicht selbst überlassen was sie tun und lassen wollen.

Wir reden von plusminus 10 Prozent Fahrradanteil bezogen auf alle Wege, mehr oder minder konstant seit den siebzigern. Und das trotz Peak Oil und Klimawandel, verstöpften Innenstädten, Feinstaub und Bewegungsmangel als größtem Gesundheitsproblem in der Bevölkerung (und somit auch größtem Kostenpunkt).

Kurz: Es muss mehr geradelt werden! Und genau da sind E-Bikes eine super Option. Sie bringen viele Leute aufs Rad, die vorher Auto gefahren sind. Und sie ermöglichen Wege zu fahren die mit dem Fahrrad nicht oder nur sehr schwer gemacht werden können. Etwa Arbeitswege über 15 Kilometer oder viel wichtiger, Wege, bei denen schwere Lasten oder Kinder tranportiert werden. Der ganze Bereich Lastenräder gewinnt erst durch den E-Antrieb so richtig an Fahrt (mehr dazu hier).

2015 3 Car Jam
E-Rad, Cargobike oder normales Fahrrad – das hier gilt es gemeinsam zu verhindern.

Ich denke, man sollte E-Räder als ein ergänzendes Angebot für Mobilität ohne Autos sehen. Denn das verkehrstechnische Problem das überall in der westlichen Welt sein Unwesen treibt ist nun mal das Auto. Und das Auto mitsamt seiner mächtigen Industrie, der Ölbranche und den politischen Seilschaften drumherum. Das System Auto also, das bekommt man nicht in den Blick, wenn sich 10 Prozent Radler mit 1 Prozent E-Radlern über die „reine Lehre“ streiten. Eins steht dabei natürlich fest, es muss auch endlich bessere Rahmenbedinungen zum Radfahren geben, Abstellanlagen, gute Radwege, die nicht zugeparkt sind und so weiter und so fort, mehr dazu hier.

P.S.

Die European Cycling Federation hat die Klimabilanz von E-Räder und Fahrrädern verglichen, hier der e-Rad Hafen Bericht dazu.

Einen präzisen Leistungstest mit dem Pedelec hat mein Kollege Wolfram Hartmann gemacht – hier.

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